Montag, 18. Juni 2012

Pfiffiger Idealismus


Sollten sich die eingebildeten Riesen plötzlich als ganz ordinäre Windmühlen herausstellen, so ist dies selbstverständlich das Werk eines feindlichen Fieslings, der diese erodierende Verwandlung vorgenommen hat, um den Don Quixotes dieser Welt den Ruhm ihrer Bewährung bei der Bewahrheitung zu entreißen.

Sonntag, 17. Juni 2012

Das Böse

Philosophisch gestimmte Geister rätseln gerne daran herum, was denn das Böse sei. Als ob das nicht jeder wüsste.

Von teuflischer Herkunft, schlecht und böse ist alles, was den Sprecher schmerzt, ihm unangenehmes Weh und Wunden zufügt.

Für diesen Zusammenhang von erfahrenem Schaden und Auftakt zu moralischer Menschenbeurteilerei hat die Weisheit der Sprache im Norwegischen zu recht nur ein Wort: vond.


Samstag, 16. Juni 2012

Alpinisten

Schlechte Bergschuh’ ohne Zweifel

Hat erfunden einst der Teufel
Um zu strafen Alpinisten
Die da sind gar schlechte Christen
Saufen, lügen, renommiren
Sennerinnen gar verführen
Kurz, die unwerth sind der Gnaden
Sich in Höhenluft zu baden
Auf der Berge höchsten Spitzen
Stillvergnügt herumzusitzen.

Karl Bocklein 1895



Subjektive Vernunft

Die Alles-richtig-Macher erfreuen sich der Zustimmung in den eingerichteten Abhängigkeiten.

Falls dann die zuschlagende Alternativlosigkeit gegen sie losgehen sollte, kann das nicht an der von ihrer Klugheit getragenen Objektivität liegen.

Die für ihre Dummheit verhängte Strafe nennen sie Schicksal.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Kollektive Intelligenz

In unseren jungen Jahren waren wir alle sehr viel klüger.

Aber selbst unser gesichertes Wissen von heute bietet keinen Schutz vor den Verheerungen der Schwarmintelligenz in uns und um uns.


Anschlussverwendung

Im Falle einer anstehenden Anschlussverwendung macht sich der Staat ein paar Gedanken über die nützliche Weiterverwurstung von auszumusternden Militärs, Lehrern und sonstigem Verbeamtetem.

Weil gegen die Sache selbst nichts vorliegt, geifern Kritiker von Unwörtern gegen die Verwendung des Worts.

Dienstag, 12. Juni 2012

Mut-Bürger

Wenn einer - von staatsbürgerlicher Leidenschaft um- und auf die Straße getrieben – sich massenhaft und genüsslich von seinem Zorn beuteln lässt, dann nennt man ein solch ohnmächtiges Beweismittel für die Güte der Demokratie Wut-Bürger.
Wenn einer – aller anderen Künste des Sich -Durchschlagens beraubt - sich ein merkwürdiges Chancenkalkül leistet und zu den Söldnern geht, dann ist das mit Sicherheit kein Beweis von moralgebeutelter Emotionalität.
Man muss schon ein Ekel erregender präsidierender Diener an seinem Selbstbild sein, bevor man aus einer der Manövriermassen des Staates ein Beweismittel für den zur Untertanentugend verfabelten Mut ungeohrfeigt machten (sic!) kann.

Da war ja der olle Schiller noch ehrlicher:
"Mut hat auch der Mameluck,
Gehorsam ist des [Söldners] Schmuck.."

Kauffrau

Dieses neue Berufsbild sieht für das Stellenprofil mittelständischer, weiblicher Haushaltsarbeitskräfte auch weitreichende Fertigkeiten beim Auffinden von Events vor, anlässlich derer man auch gleich noch SCHÖN SHOPPEN gehen kann.

Jedenfalls im TV.

Montag, 11. Juni 2012

Macht der Worte

Falls es die wirklich geben sollte, werde ich mich – wo auch immer ich sie antreffe - sofort mit der Wirklichkeit dagegen verbünden.


Sonntag, 10. Juni 2012

Modernisierung

Alternative Worthülse für jene bekannte Strukturreform, deren schöpferische Innovation sich im Entkernen des Gebäudes und einer Neo-Allokation des Treppenhauses zur vorsätzlichen Erhaltung des Ganzen als schlechtes Altes erschöpft.

Samstag, 9. Juni 2012

Sensibel

Aus dem medialen Rauschen hört man:
-“ Seien Sie sensibel für guten Sex.“
-Trocken, fettig, sensibel. Bestimmen Sie ihren Hauttyp.“
- Ferner kennt die Politik „sensible Güter“. Darunter fällt keineswegs der Exportschlager Kriegsgerät.
Die Innenpolitik sieht sich ständig konfrontiert mit einer „sensiblen Sicherheitslage.“ Die politische Klasse quatscht auch von „sensiblen Lösungen“, die ausgerechnet dieser Schlägerhaufen finden soll.
Israel ist übrigens eine "sensible Materie".

Ob überhaupt noch irgendwem an all dem auffällt, dass hier menschliche Subjekte ebenso wie dingliche Objekte unter „sensibel“ kategorisiert werden?

Behutsamkeit im Umgang mit der Sprache und mit Unseresgleichen ist von diesen Sensibelchen jedenfalls nicht zu erwarten.

Freitag, 8. Juni 2012

Interessenpolitik

Man kann vom Standpunkt irgendwelcher verletzter Ideale aus kritisieren.
Das garantiert Tendenziöses aus der Interessenkiste.
Oder man kritisiert die eingerichteten Verhältnisse, welche die gewählten Idealoptionen automatisch hervorrufen.
Nur letzteres garantiert seriöse Sehschärfe.

Mittwoch, 6. Juni 2012

Woran erkennt man einen ...

Wenn du erst mal in Rente bist,
und das Erste, was du morgens machst,
besteht schon bloß mal darin,
deine e-mails anzusteuern,
weil so gar nichts
von dir aus
in die Welt drängt,
dann weißt du,
dass aus dir endlich
ein ganz normaler
Verbraucher
geworden ist.

Jetzt sind es schon zwei

- „Er war sich eben immerzu uneinholbar voraus.“
- „Aber das geht doch gar nicht!“
- „Und warum warte ich dann voller Ungeduld auf mich?“

-

Tourismus

Den Touri schmeißt es un-ent-wegt
Von hinnen stracks nach Dannen.
Der Wanderer weilt lahmgelegt
Wo Dinge gratis bannen.

Zweierlei Feind

Heutzutage, wo jeder Fußballfan imstande ist, seinen Gegner in Grund und Boden zu psychologisieren, haben alle nicht mit Stummheit Geschlagenen gegen etwaige Formen der verweigerten Gefolgschaft die handliche Keule parat:

Du kommst ja offensichtlich ohne einen Feind nicht aus! Na wenn es dir gut tut.“

Aus dem 19. Jahrhundert ist andererseits ein Diktum aus vertrauenswürdigem Munde überliefert, das noch zwischen einem eingebildeten Feind und einem tatsächlich existierenden unterscheiden zu können sich anmaßt.

"Die Wenigen, die das System verstehen, werden dermaßen an seinen Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, dass aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, geistig unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu schöpfen, dass das System ihnen feindlich ist."

- Gebrüder Rothschild, London, am 28.Juni 1863 an US-Geschäftspartner

Montag, 4. Juni 2012

Urteils -Verkündung

Gerichtsurteile und Gesetze pflegen - wie ja die normalen, anderen Prophezeiungen auch – ganz richtig verkündet zu werden, weil solche Urteilsform - ohne irgendwelchen Anspruch auf Wahrheit - ihre dennoch undisputierbare Zutreffendheit gegen jedermann zu gewährleisten, lässig in der Lage ist.

An der Verantwortung leiden

und sie gar nicht zu haben,

ist eines der meistgemeisterten

Kunststückchen.



Machtloser.

Das ewige Leben - längst bewiesen

Wir wissen, dass Erdreich den Globus bedeckt,

Wir wissen, dass Zukunft im Samen sich reckt.

Ward bislang am Menschsein kein Gran aufgerieben.

Schon gar nicht sein Hassen – ich weiß - und sein Lieben.

Ein Fleisch werden wollen, geht niemals verloren.

Kommt keiner davon hier, es sei denn geschoren.


Materienweit nichts als künftiges Sterben?

Macht Platz da, macht Platz ihr ... den lachenden Erben!


Sonntag, 3. Juni 2012

Sommerraunzer

Der Sommer bäckt der Flora Früchte
Und das schon seit April.
Die Flora stylt derweil sich durch
Am Blumenteppichgrill.

Die Lyrik schreibts begeistert auf
Und das schon seit Äonen.
Man könnte unsereins gemach
mit derlei Klatsch verschonen.

Der Hartzer wie die Hartzerin
Verschwitzt das Kanapee.
Wer beim Verdienen besser steht
Laubt Ur in Übersee.

Denn urlaubs-hemisphärenweit
Lockt manche Option.
Wer sonst nicht groß zu wählen hat,
touristisch hat er schon.

Vom Kindbett bis zum Teakholz- Sarg:
Das Schöne, Gute, Wahre,
ein Klick weit nur vom Einkaufskorb.
Der Sommer? 1 A Ware.


Wirtschaftswachstum

Mensc

hen

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d

 


 



Samstag, 2. Juni 2012

Investigative Reportagen

heißen heute Verschwörungstheorien.
Die Umkehrung dieser perfiden Gleichung offenbart deren Affenart.

Freitag, 1. Juni 2012

Bürgerlicher Utilitarismus

Wenn man nicht aufpasst, befällt einen Stolz, sobald man sich als überaus brauchbar erwiesen hat.

Jetzt empfiehlt das Staatsoberhaupt den nachgewiesenermaßen brauchbaren Deutschen sogar von höchster Stelle, sie mögen doch stolz darauf sein, Deutschland zu sein.