Ließe
sich jeder Pater und jeder Frater in einen Baum verwandeln, Malta
wäre eine wirklich schöne Insel.
Der
Baumkargheit entspricht umgekehrt proportional ein Überschuss von
fast 365 Kirchen.
So
besteht das erste Kunststück auf Malta darin, dem Auge spektakuläre
Szenerien an zu erwandernden Steilküsten zu bieten.
Ich
habe herausgefunden, dass es gar nichts ausmacht, wenn auf der
Landkarte keine Pfade eingezeichnet sind. Man kann über die
verkarsteten „bad lands“ („malpays“) ganz gut durchs
Ungebahnte an den Klippen entlanggehen. Die Meerzwiebel-Blätter und
Kameldornartiges sind kein echtes Hindernis.
So
turnte ich an den Dingli-Cliffs entlang
(über 200 Meter hoch), über den Marfa Ridge,
auf Gozo die einzigartige Küstenerosion nördlich von Gharb
bis Marsalforn ab, und den ganzen
Nordwesten über die Ghain Tuffieha-Bucht
bis hinunter zum Fomm-il-Rih.
Habe
mich in diese - meinem Leistungsvermögen angepasste – angenehme
Verausgabung von Beinmuskelarbeit verliebt.
Das
wird mein Hobby für die nächsten Frühlinge.
Paulus,
der Lukrative
Sehr
angenehm und vorbildlich die Transferkosten per Bus auf Malta:
€ 6,
50 für die Wochenkarte.
Das
ist ganz schön listig. Auf diese Weise wird der Tourist überall
hingeshuttlet, wo es erst richtig Geld kostet. Beim Zusammenrechnen
der Eintrittsgebühren für einen Tag Sehenswürdigkeiten von
Mdina/Rabat kommen gesalzene 37,00 Euro
zustande. Laut einem Führer von 2004.
Wenn
man schon Christ sein muss, dann will so ein Malteser auch was davon
haben.
Der
im Jahre 59 n. Chr. an der Nordostküste gestrandete Paulus bewährt
sich ihm hier als zugkräftiges Verkaufsargument auch an Orten, wo
der Missionar noch nicht einmal in der Nähe gewesen sein kann. So in
den Paulus-Katakomben von Rabat, denn die sind überhaupt erst
zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert gebuddelt worden.
Wie
man spirituelle Bedürfnisse vermarktet, darin sind die Malteser seit
ihrer Schulung durch ihre Zuchtmeister ...Verzeihung, „Grand
Master“ der Brüder vom Heiligen Johannes zur Perfektion
geschliffen.
Die
haben schon damals die Werte des Abendlandes verteidigt und sich für
diese Mission („Abwehr der Ungläubigen“) von sämtlichen
europäischen Staaten finanzieren lassen.
Ich
erspare dem Leser die widerlichen Einzelheiten des
Ausplünderungsgeschäftes der Malteserritter-Herrschaft.
Nur
dies: Die pomfortionösen Bollwerke in Valetta, die einen schon beim
bloßen Anblick erschlagen, wurden übrigens nie einer praktischen
Funktionsüberprüfung durch den Feind im Osten überprüft. Eine
Institution verschwindet nicht einfach mit dem Wegschmelzen ihres
Zwecks. Sie bekommt einen Sinn verliehen: WELTKULTURERBE. Ihre
Funktionäre aber verkommen.
Was
Wunder, wenn die Verteidigung überwiegend in den überlegenen
Piratenraubzügen durch malteser-ritterische Schiffe auf dem einen
oder andern CORSO (daher „Korsaren“) durchs östliche Mittelmeer
bestand. Am einträglichsten war dabei wohl der Handel mit lebendigem
Fleisch, der im Handumdrehen aus einem Menschen einen Sklaven machte.
Aber
der Ware sieht man nun mal den Unterschied nicht an.
SCHLAGT
DIE DEPPEN ALLER ZEITEN MIT IHREN SINNEN. Wahlspruch aller führenden
Eliten.
Und
jetzt ratet mal, wie die Bauwerke einer Ekklesia triumphans ausfallen
müssen, wenn das stimmt...
Kulturgeschichtliches
Es
mag ja sein, dass Kultur noch etwas anderes ist. Aber an Maltas
Geschichte wird ihre Kardinalfunktion transparent: systematische
Legitimierung des Verzichts auf das Beseitigen der heimischen
Quälgeister.
Es
gab da einen Leib- und Magenmaler der Grossmeister, einen gewissen
PRETI. Ich habe noch kein einziges Bild
von ihm gesehen, das dem Betrachter nicht aus der Perspektive des
kleinen Scheißerchens, einem zur Verehrung aufstachelnden Geschehen
beizuwohnen vorschreibt. (Übrigens schließt diese propagandistisch
dramatisierende Untersicht von vornherein jedes Mitleid aus.)
Die
reichlich angesammelten MADONNEN - nicht nur die im Nationalmuseum –
überziehen die bedrängend überbevölkerten Häusermeere des
Nordostens wie Schwären einen siechen Leib. Sie öden einen in ihrer
Sanftheit, Ergebenheit, rundlichen Nicht-Männlichkeit an. Sie sind
das Inbild der Gefügigkeit, einer unkomplizierten Fleischlichkeit,
die schon verziehen hat, was ihr noch weiterhin an Aggression
widerfahren wird. Es stimmt einfach nicht, dass das Idealbilder von
Frauen seien, wie die Kunstgeschichte behauptet. Das sind Frauen,
denen verwehrt wird, Frauen zu sein. Und das ist etwas ganz anderes.
Das
faszinierende „Porträt einer Lady“
aus der Schule des Jan van Scorel hat
mir den gewaltigen Unterschied zwischen symbolisierender Auslöschung
und dahinterstehender Realität schlagartig klargemacht.
Diese
Frau hätte ich gerne kennengelernt. Man weiß nicht recht, verachtet
sie, worauf ihr Blick fällt?, lauert sie in Erwartung des nächsten
Angriffs, plant sie ihre nächste Gegenintrige?
Keine
Schönheit, aber eine hellwache Bestie am Beginn des Aufstiegs der
Geldwechsler.
Ħaġar
Qim (gesprochen Hadschar-'iim) zum
Beispiel
Diese
Anbetungs-Hinkelsteine (so die etwas despektierliche Übersetzung)
waren schon 1000 Jahre alt, als man anfing das Heil der Herrschaft in
Pyramiden zu zelebrieren.
Von
Anfang an war alles deutlich klargemacht worden: die locker
verstreuten minderwertigen Baumaterialien um die Kultorte sind
überall auf der Welt die Behausungen der Erbauer dieser
marktschreierischen Einschüchterungen per Architektur.
Sehr
sinnfällig in seiner Symbolik auch der Einbau eines architektonisch
funktionslosen, den Eingang verengenden Fensterchens in die
gewaltigen Trilithen-Tore, durch welche der das Orakel bemühende
Gläubige sich hereinkrümmt.
Und
wo finden wir exakt die selbe architektonisch unvertretbare
Demütigung Jahrtausende später?
Im
Inquisitorenpalast: „Knie hin, beug das
Haupt zum Knie,
in
excelsis domini.“
Der
Küste vorgelagert ist ein kleines Inselchen namens Filfla,
das nur noch halb so hoch ist, seit die Engländer und die
NATO sie als Zielgebiet für Bombenabwürfe benutzten Das dortige
Kapellchen gibt es seit dem auch nicht mehr.
Der feine Unterschied zu den normalen Bilderstürmereien von Kulturkämpfern besteht hier darin, dass das bewusste Zerstörungswerk den hohen Sinn der gezielten Einübung von wirksamem Zerstörungswerk hat.
Aaachch..!
Der feine Unterschied zu den normalen Bilderstürmereien von Kulturkämpfern besteht hier darin, dass das bewusste Zerstörungswerk den hohen Sinn der gezielten Einübung von wirksamem Zerstörungswerk hat.
Aaachch..!
Hier
treibt es der Frühling schon wieder mit seiner üblichen
Schamlosigkeit. Die Vögel buhlen und balzen mit ihrem Gezwitscher,
man möchte dieser naiven Lebenslust am liebsten begütigend den Kopf
tätscheln.
Vergnügt
sieht man die roten, blauen und gelben Blumen ihre geilen
Blütendinger spreizen und die Insekten fallen wie immer tierisch
über die Angebote her.
Der
Nordwind treibt es mit den Wolkenröckchen, und dieselben über den
blauen Himmel vor sich her. Die halten aber unten alles züchtig zu.
Nur oben bauscht es in fülligen Formen.
Habe
die Nordspitze von Malta (den Marfa-Ridge) umrundet. Sanfter Aufstieg
von Cirkewwa an der Steilküste entlang. Am äußerten Ende des
Kliffs steht - mit Blick auf den Tafelberg der Müll-Deponie jenseits
der Bucht - eine weiße Madonnenstatue mit den Händen über dem
Herzen, als wollte sie sagen: „Gott sei
Dank, beim heutigen Wind stinkt es mal nicht nach den so
infernalischen 86 Meter hoch!“
Und
eine Henne gackert eifrig, weil sie es einfach nicht lassen kann, auf
ihre viel zu wenig bekannte Tüchtigkeit hinzuweisen: Donnerwetter,
schon wieder ein Ei gelegt!
Das
Leben, ein Fest
Das
Ankommen ist unvermeidlich.
Noch
die weitesten Umwege sind ergiebiger, als das, worauf es hinausläuft.
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