„An
dem Punkt, wo der Spaß aufhört, beginnt der Humor“,
meinte seinerzeit der Werner Finck.
Das
ist knapp die halbe Wahrheit.
Da
beginnt nämlich die Polizei und die Stunde der Militärs.
Die
Unterhosen und die Socken sind durchgewaschen und getrocknet.
Es
kann also wieder losgehen.
Eine
Woche Istrien.
Bis
dann also.
Macht garantiert schlechte Laune. Dies aber mit einer gewissen fröhlichen Festlichkeit. Wenn irgend machbar.
Donnerstag, 23. April 2015
Inselhüpfen 3 (Westliche Kykladen, Frühjahr 2015)
Sifnos
Busfahren auf Sifnos
Griechen
machen alles, womit sie erwartungsgemäß durchkommen. Ähneln uns
also wie ein Haar dem anderen.
- h. Die Welt hat sich nach ihnen zu richten. Im Unterschied zu unseren freiheitlichen Glücksrittern hier-europs räumen sie sich aber einen noch sehr viel größeren Spielraum der Interpretation von Gesetzen ein. Rechtgläubige Menschen, also verwirrte und verführte Orthodoxe, nennen sie deswegen Diebe und Betrüger.Weit gefehlt.Die Grenze griechischer Zugriffe auf die Welt ist erst der Schlag in seine Fresse, den er erwartet, und alles davor wird eben als souveräner Gestaltungsspielraum ausgereizt. Wenn man ihn nicht hindert, geht er zum Schutze der Heimat mit seinen Alexandern sogar bis Indien räubern, um denen da die Demokratie zu bringen.Upps!Da ist der Unterschied auch schon wieder weg.
Wenn
also der fahrplanmäßige Bus vom Fährhafen Kamares
nach dem zentralen Ort Appollonia um 12:
40 nicht kommt, heißt das bloß, dass ein tüchtiger Grieche den Bus
geklaut haben muss. Wenn auch der um 13:00 Uhr ausbleibt, weiß ich
auch nicht weiter.
Wenn
du den Busfahrer tags darauf fragst, warum er denn auch nicht um
15:00 Uhr gekommen sei, muss er sich doch sehr über deinen Mangel an
fundamentaler Logik wundern. Gestern landete vor 15:00 Uhr gar keine
Fähre mehr an, und zweitens wärst du am selben Tag gar nicht mehr
mit dem Bus zurück nach Kamares gekommen.
Ob
denn wenigstens, morgen...?
So
weit käme das noch! Morgen ist doch Wochenende, und da fahren
überhaupt keine Busse.
Und
spätestens da fällt dir siedendheiß ein, dass du dich schon im
letzten Jahr dieserhalb mit Magengeschichten herumplagen musstest.
Nicht
dass in Griechenland nichts funktioniert.
Es
funktioniert genau so.
Du
musst nur deinen engstirnigen Funktionsbegriff revidieren. Busse –
wie alles andere auch – sind dazu da, dass ihre Fahrer
versuchsweise sich jenem Ideal eines arbeitslosen Einkommens nähern
können, das für ihr hohes Vorbild schon immer Realität war, ist,
und sein wird.
Die
schlichte Wahrheit aber dürfte sein: der Busfahrer hat ein Abkommen
mit den Taxifahrern.
Mit
anderen Worten: du haderst und grantelst, weil du so viel Laufen
musst zu diesen bombastofantastico Wanderungen!
Dann
begann aber der Regen und ein Sturm von der ganz stürmischen Art,
der sich bis in den dritten Tag hineinzog.
Beängstigend.
Boréas
heißt der, und der entsteht, wenn über der arabischen Halbinsel ein
kräftiges Hoch heizt und per Sogwirkung die kalten Luftmassen des
Nordens an sich zieht. Da läutet der Boreas orkanartig und ungerufen
die Glocken des Kirchleins, schmeißt mit den Motorrädern herum,
schubst dich, wohin du nicht willst, bläst dir die Brille von der
Nase und pfeift und orgelt unter Ziehung sämtlicher Register. Den
Bus schaukelt er wie ich einst den Kinderwagen, um ein Schwesterchen
in den Schlaf zu wiegen.
Kurz:
du bist Gefangener des Boréas in deiner Bleibe. Zimmerknast.
Legst
du dich also mit Naoussa ins Bett.
Nicht,
was Du schon wieder denkst: das ist ein delikater Rotwein.
Ein
Osterspaziergang auf Milos
Ein
beschwerlicher Abstieg durch Macchia zu dem kleinen Fischerhafen von
KLIMA.
Erst
mal die Botten aus!
Und
das gesammelte Stachelzeugs aus den Socken geklaubt!
Beim
Leeren der Stiefel plumpst auch ein ziemlich fettes Insekt rücklings
auf den Boden. Der hat es hinter sich, denke ich, und entschuldige
mich bei ihm: war nicht meine Absicht.
Eine
zutrauliche Katze beschnuppert interessiert meine feuchten
Habseligkeiten. Müssen wohl mittlerweile ziemlich fischig riechen.
Dann
macht sie es sich im Windschatten neben mir bequem.
Die
triefenden Hemden in den Wind gehängt. Die zwei herumstehenden
Tamarisken eignen sich gut dafür.
Wegen
Flüssigkeitsmangel Bier in mich nachgefüllt.
Ja
– wass – ist – denn – dass – denn!
Der
scheintote Käfer kraucht jetzt auf allen Sechsen, vielleicht noch
etwas mühsam und desorientiert herum.
Verschnauft.
Eine
Ameise auf Streifzug zupft versuchsweise an seinem rechten
Vorderbein. Zum Abtransport in den Bau geeignet.
Das
aber macht diesem Lazarus Beine.
Und
jetzt sogar Flügel.
Hast
du nicht gesehen, weg war er geschnurrt!
Die
Ameise sucht ganz verdattert und herum-mäandernd nach dem soeben zum
Himmel Gefahrenen. Gerade war er doch noch da.
Ihr
wirres Gerede zuhause wird ihr einen Lehrstuhl eintragen.
Lieblingsthema: das Unerklärliche. Damit die naseweisen Skeptiker
endlich mal den Mund halten würden, wird diese
Auferstehungsgeschichte nach großem Vorbild den zentralen Satz
vorsehen:
„Und
da sagte die Katze: Du da, der riecht doch schon.“
Seit über einer Viertelstunde läutet jetzt schon von da oben das Gebimmel der Glocken von Tripiti im holpernden Staccato-Rhythmus.
Jetzt verstehe ich, was das Geläute sagt: Pijäno, Pijäno, Pijäno! Ich gehe, ich gehe, ich gehe.
Gehe ich also.
Über einen Stufenweg rauf zu den Katakomben. Nach Rom die zweitgrößte Anlage. Geschlossen. Aber ein Marienkäferchen marschiert da in der Sonne herum. Pas-chalitza heißen die hier. Und pünktlich zu Pas-cha litzen die hier herum.
Anesti physi.
Alles wieder da.
Ich verstehe, warum die Lazarusgeschichte der Ostkirche so wichtig ist: zu verführerisch das Analogon, das die Natursymbolik mitbringt und widerstandslos hergibt.
Links oben die Zyklopenmauern von Alt-Mylos. Eindrucksvoll erdbebenfest unregelmäßig, aber exakt verfugt.
Unweit davon der Ort, wo man die „Venus von Milo“ gefunden hat. Langweilt sich heute im Louvre. Steht hier als Replik öfter mal in den Vorgärten. Zu meinem Missvergnügen immer mit der Vorderfront dem Betrachter zugewandt. Wo doch gerade ihr Hintern das Schönste an ihr ist.
Endlich oben in Plaka. Da drehen sich gleich bei den ersten Häusern die Schafe und Ziegen an den Spießen. Samt Kokoretsi, also die Leber, die Lungen, das Herz und die übrigen Eingeweide eines Lamms.
Der ganze Ort duftet nach Ostern.
Selig, die den Zwang subjektivieren
Schleuser
Dass an jeder Scheiße was Gutes dran ist, macht jeden Anspruch der Moral auf Gehör zuschanden.
Moral
Missbrauch des Gehirns zu Zwecken der Anpassung als Vorschrift.
Die Gleichsetzung von Unvereinbarem ist die Gedankenbewegung des Unterworfenen.
HANS IM GLÜCK
wird erst dann recht behalten, wenn das subjektive Einverständnis und der Schaden daraus gleichgültig sind.
Dass an jeder Scheiße was Gutes dran ist, macht jeden Anspruch der Moral auf Gehör zuschanden.
Moral
Missbrauch des Gehirns zu Zwecken der Anpassung als Vorschrift.
Die Gleichsetzung von Unvereinbarem ist die Gedankenbewegung des Unterworfenen.
HANS IM GLÜCK
wird erst dann recht behalten, wenn das subjektive Einverständnis und der Schaden daraus gleichgültig sind.
Mittwoch, 22. April 2015
Inselhüpfen 2 (Westliche Kykladen, Frühjahr 2015)
PIRÄUS, Yachthafen, da, wo es wie in „Schöner Wohnen“ ist.
Der Bettler, der Rest Pizza und die Gelangweilte.
Seit längerem steht ein Rest Pizza zur Abholung durch den Kellner breit.
Einer, der nicht wie ein Kellner wirkt, nähert sich gebeugt dem Tisch an der Wasserfront des poshen Cafes.
Er muss die Gesättigte wohl um den Rest ihrer Pizza gebeten haben. Denn ich höre sie laut „Nä!“ („Ja“) sagen.
Und sehe sie die Pizza auf den Boden kippen.
Moralische Empörung über eine solche Drecksau verpasst die Chance, den Gehorsam dieses Charakters kritisch, d. h. ohnmächtig, zu referieren. Sie exekutiert nur, was alle über den Nichtsnutz längst als Urteil gesprochen haben.
Denn, nicht wahr, im Agon gibt es nur Sieger und Besiegte, die es sich beide selber zuzuschreiben haben.
Piräus ist etwas, wo man hinfährt, um von da wegzufahren.
Ägina
„Wenn
es diese fernen Tage noch gäbe,
barfuß
würde ich hinlaufen,
um
sie zu begrüßen.“
(Griechisches
Volkslied)
Inselpfade:
wo
kein Fels ist, tritt man auf Geblümtes.
Viele
der Pistazienbäume, für die Ägina berühmt ist, sind verstorben,
entweder durch Vernachlässigung der Erben, die lieber ein Schild
aufstellen: „Zu verkaufen“,
oder durch den kalten Winter.
Ein
griechischstämmiger Architekt aus Amerika misstraut den Griechen: er
ist schließlich selber einer. Typischer Selfmademan („Ich war
nichts, und jetzt schau mich an!“) Kann deswegen auch die
Schwarzen, diese loser, nicht leiden: „Die machen alles, wovon sie
glauben, dass sie damit durchkommen.“
Na
ja. Reisebekanntschaften.
Der
griechische Psychologe am Nachmittag war da erfreulicher. Er hält
die Griechen ebenfalls für „cheats“, also korrupte Betrüger.
Man darf dem Urteil eines freien Mittelständlers trauen, der sich
über das Selbstbild von Seinesgleichen im Agon hervorragend
auskennt.
Außerdem
seien sie begeisterte Ikonoklasten: sie schöpften Heroen und
zerschlügen sie anschließend mit der selben Begeisterung.
Das
klingt nach Alexis Zorbas.
Ja.
Das
zeigt sich auch daran, dass es selbst in London eine Gedenkmarke für
den Romancier Nikos Kazantsakis gibt. Aber nicht hier, wo zwar ein
Ort nach ihm benannt ist, aber nicht das Haus gekennzeichnet wird, in
dem er zeitweilig wohnte.
Hat
da die Kirche ein Wort mitzureden: der war Buddhist und Kommunist.
Das geht ja nun mal gar nicht!
Schöne
Küstenwanderung mit dem fernen Epidauros im Schneekleid. Hier pinkes
Habichtskraut und ein weiss-lila den Boden deckender Kreuzblütler (Malcolmia),
neben all dem anderen blütigen Zeugs.
Wandern:
unbeaufsichtigt, und nichts und niemand verdrängend, außer der
Luft vor deiner Brust.
Bin also da
reichlich rumstrawanzt. Gibt hier einen Heiligen namens Nektarios,
dem sie eine schöne orthodoxe Riesenkirche errichtet haben. Warum
ich Heide in so was reingehe? Mir sagt Schönheit was, und auch zu.
Die alte, mehrfach
von den Venezianern und den Türken abwechselnd zerstörte Palichora
(Alte Stadt) mit den vielen Kirchlein gleich daneben aufgesucht.
Da konnte man es
mal wieder sehen: die venezianischen Christen unterscheiden sich von
den üblichen Zerstörern nur dadurch, dass sie vorher noch schnell
irgendwelche Heiligen einkaufen gehen.
In diesem Falle,
nämlich dem der Palichora, handelt es sich um den Heiligen Georg,
den Katholiken, der seit damals bis jetzt in San Giorgio Maggiore,
Venezia, liegt.
Über Pfade zu dem
schon von Weitem sichtbaren Aphaia-Tempel, oder sollte man besser DEM
Aphaia-Tempel sagen? Dessen Skulpturenschmuck steht in der Münchener
Glyptothek. Ausnahmsweise mal nicht geklaut.
Ich erinnere mich
an diese begeisternden Beispiele der aus der statischen Archaik
hervorwachsenden Klassik und ihrer Serenität, die den Tod wie das
Leben ernst nimmt. Die weitere Entwicklung der antiken Skulptur wird
über die Feier der Individualität als den Garanten alles
gesellschaftlich Guten zur Vergöttlichung des Herrschers an allen
Straßenecken gehen.
Bei diesem
Personenkult ist das Abendland seit fast zwei Jahrtausenden
stehengeblieben.
Seriphos
Bin
einer Frau Zwingenberger zufällig wieder begegnet. Die hatte mir
letztes Jahr am Hafen ihre seit einem schweren Unfall marode
Freundin vor der Überfahrt nach Piräus anvertraut.
Jetzt
ist diese überfallartige Frau mit ihren stürmischen 75 Jahren eine
Barbara.
Wir
lieben beide Serifos, diese relativ ursprüngliche, also gnadenlose
Insel. Einen Arzt oder etwas Ähnliches gibt es hier nicht. Entweder
man übersteht eine Krankheit mit dem Beistand eines befreundeten
Menschen, oder man stirbt auch ohne die Hilfe eines Mediziners.
Seit
der Fahrt mit ihrem alten Auto kenne ich die Schicksale aller Häuser
an der Südostküste bis Megali Livadi:
„Und
da, wo der rote Wimpel flattert, wohnt unser Kommunist... da oben hat
ein deutsches Paar gelebt...nur gestritten...der Mann hat sich
umgebracht...hier links wohnt ein Amerikaner, der einmal im Jahr
kurzfristig herkommt … innen wie eine ägyptische Grabstätte mit
Sternenhimmel...“
Diese
wie ein Schweizer
Käse durchlöcherte Bergbaugegend hatte, bevor das unrentabel wurde,
ein Deutscher namens Grohmann ausgeplündert. Keine Gewerkschaft,
keine Sicherheitsvorkehrungen, viele Tote.
„Am
7. August 1916 kam es zum Streik, als sich die Arbeiter weigerten ein
Schiff zu beladen. Die Forderungen sahen eine achtstündige
Arbeitszeit, Lohnerhöhung sowie die Einhaltung von
Sicherheitsmaßnahmen vor. Am 20. August forderte Grohmann Hilfe bei
den griechischen Behörden an. Um Nahrungsmittel- und
Solidaritätslieferungen aus Patras und Athen zu unterbinden wurden
Polizeikräfte und ein Kriegsschiff zur Insel beordert. Der Streik
eskalierte am 21. August 1916. Als die Gewerkschaftsführer von der
Polizei festgehalten wurden, versammelten sich die Arbeiter zusammen
mit ihren Familien an der Verladebrücke um die Beladung eines
österreichischen Dampfschiffes zu verhindern. Nach Ablauf eines
Ultimatums gab der Dienst habende Leutnant Feuerbefehl. Vier Menschen
wurden getötet mehr als 30 verletzt. Als sich daraufhin die Menschen
mit Steinen zur Wehr setzten, ließ auch der Minenbetreiber seine
Wachleute in die Menge schießen. Auch der Leutnant, ein
Unteroffizier sowie zwei Polizisten wurden getötet .“
(Quelle:
Wikipädia)
1965 geschlossen, wurden die Minen zum Kulturdenkmal erklärt.
Wir
verstehen: Denk mal, Kultur - wie sie geht und steht – ist: Hunger,
Krankheit und Tote zu produzieren.
Für
ein Kulturdenkmal braucht man übrigens für das Vor-sich-Hinrottende
nichts mehr zu tun.
Ernle
Bradford beschrieb noch in den 60ern in seinem Guide zu den
griechischen Inseln die Einwohner der Insel als ängstlich und
verschreckt.
Zum Wandern ist diese Insel aber hervorragend geeignet.
Es gibt da sogar eine Stelle, von wo aus ich gerne meine dereinstige Asche in den Wind gestreut sähe. Ein kleiner, ins Meer vorschiessender Landrücken, von dem man im Frühjahr in diese quasi irische Küstenlandchaft zerfließt.
Inselhüpfen 1 (Westliche Kykladen, Frühjahr 2015): Athen
Athen
Herrlicher
Spaziergang über die alte Agora, die Akropolis, die bewaldeten
Parkhügel Philopappos und den Pnyx, und den Areopagfelsen.
Hier
soll der gegen die Vielgötterei missionierende Paulus die ersten beiden
Athener für die neue Lehre gewonnen haben: eine Damaris und einen
Dionysus, mit der ausgepinselten Zukunftsperspektive einer demnächst
ausbrechenden allgemeinen Gerechtigkeit im letzten Weltgericht. Zur
Beglaubigung führte er einen bereits von den Toten Auferstandenen ohne
nähere Namensnennung an.
Reaktion der Athener: allgemein freundliches Desinteresse an diesem neuen „unbekannten Gott“ und der Form der Beweisführung.
Sie zogen einen anderen Typ von Geschichten mit einer mehr der Lebenswelt zugewandten Relevanz vor.
Die Griechen glaubten, dass alles, was es so gibt, Ergebnis eines Agon (Kampfes) sei.
Also:
Warum ist Athene die Schutzgöttin von Athen und nicht Poseidon? Der
wäre doch wegen der Meerlage genau so gut als Schutzmacht in Frage
gekommen.
Die
von den Priestern erfundene Story erzählt, der nützliche Ölbaum der
Athene habe im Kampf gegen die Salzquelle des Poseidon obsiegt.
Der
attische König Kekrops, der diesen Agon zwischen zwei Göttern
inszenierte, wurde vom Verlierer mit dem ewigen Umherirren auf der
salzigen Brühe Poseidons bestraft.
Merke:
wenn du dich auf die Seite des Siegers schlägst, stelle sicher, dass
dich die darin angelegte Dialektik nicht ereilen kann.
Du siehst, mit solchen Memorabilien kann ich einfach mehr anfangen.
Mich hätten sie übrigens zum hauptamtlichen Konzeptionisten von herzerhebenden Spaziergängen machen sollen!
Tiefroter fettig glänzender Mohn mit teerschwarzem Kreuz im Blütenherzen. Der gelbe nickende Hornklee.
Na und die Brennnesseln sind auch am Strotzen.
Unter
den fotografierenden Touristen fällt ein neuer Sozialtyp auf: der
"selfies" (Selbstaufnahmen) schießende selbstverliebte Narziss.
Neuerdings läuft der nicht nur hinter seinem ausgestreckten langen Arm her, um passende Hintergründe für sich zu finden.
Jetzt
bringen die schon Verlängerungen des Arms mit: eine Metallstange, an
deren Ende die Dokumentationsmaschine der Selbstverliebtheit befestigt
ist.
Ich früherer zufälliger Passant ("Könnten Sie bitte mal ….? Hier müssen Sie draufdrücken.) werde auch hier nicht mehr gebraucht.
Habe auch die anderen „grünen Stellen“ in diesem Steinhaufen aufgesucht.
In
Kifissia (Villenvorort) sieht man an den Bauten, dass der Reichtum der
Reichen aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg stammt. Und dass das Konzept
des Gemeinsinns nicht von den zum Reichtum Verurteilten Agonisten
erfunden wurde.
Scheußliche
Schuhschachteln. Aber einer, der was zu sagen hatte, ist auf die gute
Idee verfallen, die Bäume zwischen den Anwesen stehen zu lassen.
Man geht wie im Wald.
Die
Bürgersteige zwischen den Anwesen sind allerdings lebensgefährlich
vernachlässigt. Wozu braucht so ein Reicher den Weg zum Nachbarn, wenn
er nur sicher auf sein Grundstück kommt? Schließlich muss man ja irgendwo mit dem Sparen anfangen.
Wofür er sein Geld braucht?
Zum
Beispiel für eine Jaqueline Onassis, ehemals Kennedy, die vor der
freundlichen Übernahme des keine Steuern zahlenden Reeders zu ihrer Zeit
80 Millionen pro Jahr ausgab. Unter Kennedy musste sie mit einer
mickrigen halben Million jährlich darben.
Na ja .
Viktoriapark:
Eine Heldenbüstenallee. Und die Brennnesseln und das Getreide schießt durch die Sitzleisten der Parkbänke.
Rondelle
und Rabatten verunkrauten. Die Seitenpfade überwächst ein wucherndes
Grün. Irgendwo muss man ja mit dem Sparen mal anfangen.
In der Metro Bettelmusikanten und andere Bettler.
Schlafstellen der Obdachlosen, wo es windstill ist.
Rhythmische Sprechchöre der studentischen Demonstranten im Universitätsviertel.
Man fordert mehr Geld für den Bildungssektor.
Na ja.
Dann wird es ja wohl werden.
Dem kann sich doch das Euro-Spardiktat unmöglich verschließen.
Warum ich mal wieder alles "am Geld aufhänge"?
Weil alles vom Geld abhängt.
Leute, die in behaglichen Umständen leben,
definieren solches aus dem "Geist" raus, oder reden alternativ vom
"Ungeist des Materialismus" oder verfassen gleich aus ihren Umständen
heraus eine Unabhängigkeitserklärung jeglicher Subjektivität.
Da waren die ollen Griechen aber ganz anderer Meinung.
Sie unterschieden ganz zu Recht zwischen einem "hypokeimenikos" und
einem "antikeimenikos", also einem irgendwie unterstellenden,
subjektiven Denken von ihnen verdächtigen Subjekten einerseits, die sich merkwürdigerweise was auf ihre
kolossal unmaßgebliche Meinung einbilden, und einem schlicht aber
hartnäckig "Gegenüberliegenden", eben einem objektiv vorhandenen Gegenstand, den man nur unter Strafe geistiger Verkommenheit ignorieren darf.
Ihr geistiger Kosmos war nämlich noch nicht zusammengschrumpft auf die Maße des Rumspinnens von Verwirrten auf der bundesrepublikanischen Insel der Seligen.
Es gibt keine politisch erzeugten und durchgezogenen Sauereien.
Es
gibt nur das Problem, wie man die wegdefiniert.
„Friedensprozess“
Findet unentwegt unter der Ägide der dazu Befugten statt.
Leute, die sich zu dem selben Zweck zusammenrotten, sollten besser aufpassen, Wem sie da Was streitig machen.
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