Donnerstag, 27. Juni 2013

Idealismuskritik


Es gibt nur das, was es gibt.
Das, was sein sollte, hat es nie gegeben.“
(Lenny Bruce)

Man kann es eigentlich gar nicht kürzer sagen, aber diese Idealismuskritik geht den hartnäckigen Idealisten seit jeher an ihren Sitzschwielen vorbei. Daher vielleicht doch noch ein kleines Verweilen bei der Thematik.

Das Problem ist nämlich, dass man dem Idealismus gar nicht entkommt. Er ist sozusagen die natürliche Einstellung des Geistes gegenüber der empörenden Realität. Sein Automatismus ist ebenso erschreckend wie das Zuschlagen eines Reflexes.

Idealismus ist schlimmer als die Masern. Man kriegt ihn immer wieder.

Selbst ich bin gegen seine ewige, diensteifrige Präsenz nicht gefeit und falle nur zu gerne und leider auch häufiger als mir lieb ist auf ihn herein.

Im Grunde ist das auch gar nicht immer gleich eine Katastrophe, sondern eine Art lässlicher Sünde, die nur geringen Schaden anrichtet. Zudem meistens nur bei den ihm auf den Leim Gegangenen.

Schlimm wird es nur, wenn diese lebensweltlich umlaufende ideelle Münze zum weltanschaulichen Prinzip mit dem üblichen absoluten Ausschließlichkeitsanspruch erhoben wird. Wenn also die bloße Anständigkeit im Umgang miteinander zur Religion des modernen Staates erhoben wird, zur Moral...

...dann ist plötzlich der selbstverständliche Respekt, den man klugerweise im Umgang mit den Nachbarn walten lässt, zu einer Gottheit erhoben, die dem Knecht seltsames, ihn schädigendes Gebaren, selbst in der Abwesenheit des Herrn gebietet.


Und selbstverständlich muss dann der Herr beim Schädigen des Knechts sagen, dass er das im Auftrag des sie beide vereinenden höheren Prinzips tut.

Und ist gehalten zu schließen mit einem höflichen „Verstanden, Sie armes Arschloch?

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