Stockholm
„Ich
muss reisen,
um
die schwedische Dummheit aus mir zu laxieren.“
(Strindberg)
Donnerstag,
16. Juli 2015
Also
die Altstadt - sehr hübsch - bin ich schon abgelaufen.
Stockholm
ist eine Stadt zum Spazierengehen. Besteht das Gebilde doch aus einem
Drittel Bebauung, einem Drittel Parks und einem Drittel Wasser.
In
der Gamla Stan steht eine Replik des berühmten Kampfes St. Georgs
mit dem Drachen des Lübeckers Bernt Notke. Die wunderbare
Scheußlichkeit des Drachen macht einem schlagartig klar, dass das
Böse gar nicht fies genug dargestellt werden kann, um das Leuchten
des Guten ins rechte Licht zu rücken. Alte Predigerweisheit.
Ein
paar Straßen weiter wimmeln die Läden, die sich dem Tourismus
anwanzen. In einem offeriert sich eine Plastik aus Gussharz: eine
elegant über einen süßen Drachen als Reittier hingegossene Elfe.
Soviel
zur Verfallsgeschichte der Drachen.
Amor
ging es auch nicht anders: Vom unwiderstehlichen Daimon zur
herumfliegenden Amorette.
Die
gezähmte Innerlichkeit des Europäers steht in einem unübersehbaren
Kontrast zu seinen stets wachsenden Vernichtungsapparaten im Äußeren.
Vermutlich korrespondiert das Eine mit dem Anderen.
Bin
gut zu Fuß. Bei zufälligen Seitenblicken in die Schaufenster stelle
ich mit Entsetzen fest, dass ich mir in der erzwungenen sechswöchigen
Ruhepause nach der Operation ja wirklich eine Wampe zugelegt habe.
Au
weia!
Und
Titten.
Upps!
Hübsch
die Parks.
Im
Tegnèrpark sitzt beispielsweise ein überlebensgroßer Strindberg
aus Bronze als nacktes Genie gewaltig ins Grün gelagert.
Dieser
Strindberg (Dramatiker, Romancier, Maler) war - und ist mir - ein
sehr wichtiger Rebell. Obwohl er sich einen „theoretischen
Frauenhasser" nannte, probierte er im Laufe seines Lebens
mindestens drei unterschiedliche Frauen über längere Zeit aus.
So
sind halt diese Theoretiker.
Als
Grabstein wünschte er sich übrigens einen großen Penis aus rotem
Sandstein mit der kurzen Inschrift als Grabspruch: "Hic jacet.
Hier liegt er."
Stockholm,
Freitag 15:17
Nach
einem laangen Spaziergang am wellenschwappenden Wasser entlang, viel
Grün des Djurgårdenparks zur
Linken.
Hier
blühen noch die Hollunder- und die Lindenbäume, das gelbe Labkraut
gedeiht prima auf den Granitbuckeln, die Malven sind allerdings ein
bissl blass. Sommer in voller Fahrt hier.
Aber
unter bedecktem Himmel keine 20 Grad und kühler Wind. Herrlich.
Gar
nicht zu vergleichen mit dem Sozialklima auf dem Herflug.
Da
hatte ich auf dem Nebensitz wieder diesen berüchtigten
"Hier-bin-ich-und-das sollt-ihr-auch merken."
Ich
versuchte doch tatsächlich, ihm meine Nieren in seinen spitzen
Ellenbogen zu drücken. Aber der war hart im Nehmen.
Ja,
und sein Ellenbogen schon auch.
Toll
diese Backsteinkirchen hier. Da sieht man die Arbeit, die das Stein
für Stein gemacht hat. Und wie das gestaltet ist!
Wenn
es nicht gerade um Banken- und Versicherungspaläste geht, werden
heute nur noch irgendwelche Fertigteile aus Beton und Glas zu
Schuhschachteln zusammengeschustert.
Architektonischer
Funktionalismus:die Maßgabe der Maßgeblichen, dass der Sinn im
Zweck zu finden sein soll. Unterwerfung als Sinn kam noch nie so
nackt daher.
Da
hänge ich doch den alten Zeiten nach, wo ein Gestaltungswille mit
ästhetischen Neigungen am Werke war. Wenn einer heute was gestalten
will, dann kann er das bestenfalls an seiner Figur austoben oder beim
Formen irgendwelcher skurriler Eigenheiten seines Charakters.
Komische
Leute hier: die gottlosen Lebensmittelangestellten arbeiten auch am
Sonntag von 7 bis 22 Uhr.
In
ihre Häuser kommst du nur, wenn du einen Code hast. Urinieren darfst
du nur, wenn du 5 Kronen (50 Cent) in der Tasche hast und einwirfst,
oder von deiner Bankkarte abbuchen lässt. Sie sind hier aber auch
mit einem Euro Eintritt ins Pissoir zufrieden. Wieder raus darf man
umsonst.
Ansonsten
machen die hier ernst mit der Abschaffung des Bargelds: du gehst mit
deinem Warenkorb an eine Kasse. Da erwartet dich ein elektronisches
Abbuchungsgerät. Kreditkarte einstecken, Geheimnummer eingeben,
Befehl losschicken, Karte raus.
Dann
kannst du abschieben. Die werben dafür mit dem Spruch, dass es da
nicht mehr zu diesem dämlichen "kontanthantering", also
dem Rumhantieren bei der Bezahlerei kommt.
Samstag,
18. Juli
Auch
den heutigen Spaziergang durch den Stadteil Södermalm
habe ich durch 90 % Parks und Haine gelegt.
Man
muss sich klar machen, dass Stockholm auf 14 Inseln liegt. Da ist es
nie weit zur nächsten Brücke. Die Frage ist eigentlich nur, ob es
sich bei dem Wasser da unten um Süßwasser aus dem Mälarensee, oder
um das gesalzene Wasser aus der Ostsee handelt.
Schön
klatschen beide Wässer an die Felsen. Die zahlreichen Stockholmer
Berg-Parks kommen dadurch zustande, dass der harte Kern der Inseln
aus vom Eis geschliffenem, buckeligem Urgestein besteht, das immer
noch Jahr für Jahr sich hebt. Und da lassen sich schlecht
Kellergeschosse draus ausheben. Also wird die Natur ermuntert, da was
draus zu machen. Und so entstehen diese Berghaine mitten im
Straßengetümmel. Manche sind richtige kleine Fjälls, also
baumlose, in den Ritzen begraste Felskuppen.
Der
eine oder andere entstand aber auch durch Aufschüttung von Bauschutt
und anderem Müll.
Heute
Abend wieder ein Orgelkonzert. Das ist das Schöne an Schweden, da
ist am Wochenende immer irgendwo in einer der zahlreichen Kirchen ein
Konzert.
Montag,
20. Juli
„Ökonomie.
Eine Wissenschaft, die erfunden wurde, um der oberen Klasse zu sagen,
wie man die untere um die Früchte ihrer Arbeit bescheißen kann.“
(Strindberg)
Nynäshamn
Wunderschöner
Ausflug an die Küste des südlichen Schärengartens.
Diese
rundgeschliffenen Höckerfelsen sehen aus wie Seelöwen und
Walrösser, die nebeneinandergestapelt am Hang schlafen. Ihre
Schwänze in den Birken und Föhren versteckt. Das hat was, sagt man,
wenn man nicht so recht weiß, was einen da ergreift. Es ist wohl das
Elementare. Einfacher geht es nicht mehr: Felsküste, Wasser, Erde.
Und alles Geformte in seiner individuellen Ausgeprägtheit besteht
wie selbstverständlich auf seinem Platz.
Der
"Strandvägen": gleich rechts neben ihm beginnt die
Wildnis. Schöne Wildnis. Ich bin ganz zufrieden damit, sie mir von
außen anzuschauen.
Links
die von einzelnen Bäumen gegliederte Meeresfläche. Und ein
interessanter Küstenhimmel darüber. Ich bilde mir ein, der ist
anders als sonst irgendwo auf der Welt.
Gestern
war ich mehr mit Kulturellem beschäftigt: eine Konzertpianistin gab
uns reichlich von Skriabin, Brahms, Rachmaninow ...usw. in der
Klavierartistik. Fuuuurchtbar. Und meine Mütze hab ich dann auf
meiner endlichen Flucht auch noch liegen gelassen.
Über
die Mittagszeit war ich in "Millesgården", einem
wunderschön gestalteten Ambiente, das sich der Bildhauer Milles auf
mehreren Terrassen mit seinen Skulpturen gestaltet hat.
Geht
doch! Wusste ich doch, dass es etwas anderes auch noch gibt als den
täglichen Stumpfsinn.
Erhebend
also.
Dienstag,
22.07
Juchuuu,
die Mütze hab ich wieder!
Bin
gestern noch mal zu der Kirche gepilgert, wo ich sie liegengelassen
hatte, in der Hoffnung, dass sie vielleicht doch noch da rumliegt.
Nix
da, aufgeräumt.
Zum
Glück sitzt in diesen Stockholmer Kirchen immer eine Person herum.
Die soll wohl drauf aufpassen, dass keiner in die Kirche macht.
Bei
diesen Preisen (50 Öre pro Erleichterung) nur zu verständlich. In
einem Punkt ist man hier aber sehr entgegenkommend: man darf auch
einen ganzen Euro einschmeißen. Das ist bloß fast das Doppelte.
Heute
Riesenprogramm, aber mit dem mich begeisternden, genialen
Massenbeförderungssystem der Stockholmer war alles drin:
Tyresta-Nationalpark
. Zwei Schleifen da herum in vier Stunden, und
Naturhistorisches
Reichsmuseum.
Ich
habe eine kindliche Freude an diesen Dioramen mit allem, was da
kreucht und fleucht und taucht und schwimmt.
War
heute sowieso ein naturhistorischer Tag. Der Urwald, durch den ich im
Nationalpark taperte, war vor 10 000 Jahren noch von Meer und Robben
umspültes und umspieltes Jagdgebiet unserer Vorfahren, die hinter
den abschmelzenden Eismassen herwanderten.
War
als körperliche Leistung natürlich eher enttäuschend, weil man
immer vergleicht mit dem, was mal Unsereinem möglich war.
Aber
das Gefühl der Landschaft war das selbe. Deswegen komme ich doch
her. Und wenn ich immer nur sauer auf mich bin, weil ich es nimmer so
bringe, ist das irgendwie blöd.
Habe
ich mich also mit mir ausgesöhnt und hatte einen schönen Tag.
Gestern
war bloß ein bissl der hiesige Haga-Park,
ein englischer Garten, von dem ganz bestimmte Bilder übrig bleiben
werden:
so
die grünen Wolken der zweihundertjährigen Linden um den großen
zentralen Rasen und der Duft der Lindenblüten, der sowieso schon
diese ganzen Tage in der Luft liegt.
Donnerstag,
23.07.
Bootfahrt
nach Sandhamn
auf der Schäreninsel Sandön.
Das
ist eine eher untypische Ferieninsel. Bin überhaupt nur hingefahren,
weil auch alle anderen berühmten Leute da waren.
Wie
der Name schon sagt, gibt es da mehr Sand als Fels. Also Föhrenwälder
mit Blaubeerteppichen für meinen Vitaminhaushalt. Hübsch, da
Spazieren zu gehen, und hübsch die Träumen machende Seefahrt dort
hin.
Zwei
schlimmere Regenperioden gut überstanden. Die eine auf dem Boot und
im Bus. Die andere im Nationalmuseum
der schönen Künste.
Habe
da unter anderem ein Selbstporträt
des jungen Rembrandt
erlebt: Ecce homo! Manchmal ist man sogar stolz, der selben Rasse
anzugehören.
Malen
und Schreiben, das ist so eine Art Rebellion gegen die von Managern
verwurstete Welt der Information, die die Leute in Formation, also
auf Vordermann, bringen soll.
Freitag,
24.07.
„Es
wäre mir lieber, ein bedauernswerter Reicher zu sein,
als
ein Armer, dem man sein aufrichtiges, tiefstes Bedauern
entgegenbringt.“
(Christian,
der Klotz)
Habe
mir den Schlosspark von Schloss
Drottningholm (Königinnenschloss)
erlaufen.
Schöne
Sache das, mit ganzen Flottillen von Wolkenschiffen im Blau drüber,
und unten französischer Park mit Chinesischem Schlösschen usw.
Der
große Teil, den die Königsfamilie für sich beansprucht war
deutlich begrenzt in allen in Frage kommenden Sprachen, auch in
fernöstlichem Krikelkrakel. Einen Japaner aber geht das nun mal
nichts an, der betritt die Absperrung und wird zu seiner Empörung
prompt von zwei Militärs abgeführt.
Verzweiflung
der Reiseleiterin, die in flehentlichem Ton ihren Reisegast
wiederhaben will. Strenge der Aufsichtskräfte. Am Ende hat sie den
Reissaus aber doch wieder gekriegt.
Man
sieht: die besseren Herrschaften (von den Königen angefangen bis
herunter zu den leibwachtgeschützten Merkels) wissen sehr wohl, dass
nicht jeder glaubt, was in der Boulevardpresse über sie zu lesen
steht. Ihr Bedürfnis nach Distanz verweist darauf, dass sie mit für
sie unerfreulichen Folgen rechnen, wenn sie sich aufführen wie sie
sich dem Untertan gegenüber aufführen.
Samstag,
25.07.
„Ich
weigere mich, mich selbst zu zerstören.“
(Siri
Derkert)
Bin
also wieder obenauf und am Rumtreiben hier und da : den ersten
"Waldfriedhof"
(Europäisches Kulturgut), Spazieren auf der Gefängnisinsel
Långholmen, und
der Besuch im Fotografischen
Museum.
Letzteres
rundete mein Bild von unserer Zukunft ab: Die machen einfach immer so
weiter.
Sind
brav und blödeln halt im Zugestandenen herum.
Entsetzlich,
wie das Design mittlerweile das Bewusstsein bestimmt.
Stockholm
ist DIE Designerstadt. Und bei diesen Fuzzies geht es nur noch um
Selbststilisierung und Zelebrierung eines Selbst, was auch immer das
jenseits eines Werbeslogans sein mag.
Wenn
in einer Straße auf einen Bäcker 10 Friseure, 3 Designerstudios und
2 Wellness-Angebote kommen, drängt sich einem der Eindruck auf, dass
der demokratische Staat durch die Entlastung der Millionäre von
lästigen Steuern und die ersatzweise Schröpfung des Untertanen an
den verbliebenen Stellen offensichtlich verdrängt hat, dass man als
Staat und Kapital zwar lässig mehr Geld schöpfen kann, aber nicht
die durch Arbeit geschaffenen Werte, an die heranzukommen, auch die
Einkommenslosen große Lust haben: Die Zahl der Bettler hat „massiv“
zugenommen. In den Vororten „massieren sich“ die zu Nichtsnutzen
erklärten Einkommenslosen.
Der
Polizeietat ist in Rekordhöhe geschossen.
Zurück
zur Ausstellung von Inez & Vinoodh mit dem - seine eigene pompöse
Nichtssagendheit bezeichnenden Titel - „Pretty Much Everything
2015“
in der „Fotografiska“
Unter
„Allem“, was da so pretty ist, hat man sich Blumen und elegant
hinstilisierte Menschen vorzustellen.
Es
ist unglaublich wie kalt und verachtend diese durchgestylten
eleganten männlichen und weiblichen Schönheiten sind:
Gleichgültigkeit
als Kult.
Schweden
ist uns da nur voraus.
Was
meine Wut erklärlich macht. Schweden war mal der Vorzeigestaat, wenn
es um die wohlmeinende Lüge ging, dass Kapitalismus und lebbarer
Sozialstaat sich nicht ausschließen müssen.
Die
Schweden haben sich seit Jahrzehnten nach und nach alles nehmen
lassen.
Jetzt
haben sie nur noch die eigene Körperoberfläche, wenn es darum geht,
die eigene Haut zu retten.
Sie
haben halt nichts anderes mehr, an dem sie rummachen könnten, als
die jeweilige Facette ihrer "Persönlichkeit", die heute
zur Darstellung ansteht.
Sie
haben sich alles wegnehmen lassen. Aber die Darstellung der Coolness
des Ausgebrannten lassen sie sich nicht nehmen.
Montag,
27.07.
„Eine
kluge Ratte braucht gar manches Schlupfloch.“
(Strindberg)
Gestern
Ausflug nach Norden: Uppsala
Universitätsstadt
mit einem beeindruckenden gotischen Dom, in dem einige der hiesigen
Könige von ihrer schweren Arbeit des Herumschubsens der Untertanen
ausruhen, und eine noch grünere Stadt als Stockholm.
Das
Schlossgelände weist eine lehrreiche ältere Bastion auf, die an die
Zeiten erinnert, als es noch keinen Schlösserzierat gab, sondern vor
dem Volkszorn bergende Burgen.
1527
hatte Gustav Vasa den Einfall, er sei das Oberhaupt aller
Katholiken. Der davon in Kenntnis gesetzte Bischof in dem Dom da
unten ließ das neue Oberhaupt der Christenheit wissen, dass ihm das
vorläufig so was von am Arsch vorbeigehe. Woraufhin Gustav Vasa dem
Bischof per Boten Bescheid gab, dass nunmehr die Kanonen der Bastion
in einer längeren Reihe auf den Dombezirk gerichtet seien.
Und
auf des Bischofs Palast insbesondere.
Wie
er nun darüber zu denken gedenke?
Damit war das Luthertum in Schweden eingeführt.
Damit war das Luthertum in Schweden eingeführt.
Heute
der Höhepunkt einer Wanderung im
Tyresta-Nationalpark.
Den
wollte im vergangenen Jahrhundert vor seiner Entstehung ein
Zündholzmagnat aufkaufen, um daraus Streichhölzer zu machen. Das
war die letzte Gelegenheit, bei der die Schweden den Arsch hoch
kriegten. Jahrzehntelanger, aber siegreicher Kampf gegen die
Verwandlung von „Växtlivet“ (Gewächsleben) in Profit.
Wenn
man so sieht, wie das Kapital sich aufführt, wird man automatisch
zum Konservativen.
Sieht
man den Konservativen bei ihren Gestikulationen eine Weile zu,wird
man unweigerlich zum Linken.
Angesichts
der Vertretung gemeinsamer Interessen durch Linke, möchte man am
liebsten eine eigene Partei gründen.
Nimmt
man sein Wissen über die Funktionalität der Parteien im Kapitalismus
ernst, hat man keine Lust zur Wiederholung des langen Umwegs zu sich
selbst.
Von
Nord nach Süd durchquert. Herrlich abwechslungsreich, nicht nur die
Licht- und Schattenspiele, sondern auch mal bemooster Fels, mal Moor,
mal duftende Kiefern und Birken.
Dienstag,
28. 07.
„Der
Mensch von heute macht sogar Liebe mit den Waren.“
Skansen.
Das
ist jenes beispielgebende Freiluftmuseum über die nationale
Gebäudegeschichte, nach dem alle anderen in Europa sich richteten.
Vielmehr
war es das.
Als
man merkte, dass man es zu nichts bringt, wenn man Häuser und Mühlen
und samische Koten in romantischem Ambiente konservierend versammelt,
wurde der Bestand mit Folkloristischem und Exotischem aus Afrika
massenkonsumtauglich gemacht.
Und
die lieben Kleinen sind sowieso die eifrigsten Konsumenten. Also
müssen heimische Tiere her, Karussells, Eis- und Würstchenbuden, …
halt der ganze Rummel eines Volksfestes.
Tivoli
im Kleinen für die Kleinen.
Mittwoch,
29. 07
„Ich
stehe unter Observation.
Man
verdächtigt mich klug zu sein.“
(Strindberg)
Besuch
des
Vasa-Museums.
Dieses
imposante Kriegsschiff war 1628 nach einer Jungfernfahrt von 1, 5 km
gekentert und für 333 Jahre im Schlamm versunken. Jetzt gehoben und
für mindestens weitere 100 Jahre restauriert.
Jeder
Mensch sollte einmal in seinem Leben dieses Museum besucht haben.
Dieses Schiff ist nicht nur eine lehrbuchreife, beachtliche
Fehlleistung von Ingenieuren, die wider ihr besseres Wissen dem
Wunsche Gustav Adolfs willfahrten, und auf dessen Anweisung hin einen
zum Krängen und Kentern verurteilten Wahnwitz losschickten, sondern auch ein
ganzes, in das Heck geschnitztes, ideologisches Programm des
Herrschertums.
Zu
all den nützlichen Lehren, die die Facetten und Sybolismen dieses
Staatsschiffs hergeben, zählt auch folgende:
Es
gab natürlich eine Untersuchungskommission, die eindeutig die drei
Verursacher der leichenträchtigen Angelegenheit herausfand: Gustav
Adolf, den Ingenieur und noch einen von der damaligen Elite.
Von
einer rechtskräftigen Verurteilung und Hinrichtung dieser nachweislichen Massenmörder
ist nichts bekannt.
Der
moderne Staat begann also nicht erst bei dem Großen Fritz.
Natürlich
ist es blöd, sich zu beklagen oder gar zu kritisieren. Wo man doch
der Gott von all dem ist. Und der kann nun mal nichts Unvollkommenes
zustande bringen und würde auch nie an seiner eigenen
Unvollkommenheit herummäkeln.
Aber
sein Herz ausschütten, sich dabei erleichtern...?
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