Dienstag, 4. August 2015

Stockholmschnippsel

Stockholm
Ich muss reisen,
um die schwedische Dummheit aus mir zu laxieren.“
(Strindberg)

Donnerstag, 16. Juli 2015

Also die Altstadt - sehr hübsch - bin ich schon abgelaufen.
Stockholm ist eine Stadt zum Spazierengehen. Besteht das Gebilde doch aus einem Drittel Bebauung, einem Drittel Parks und einem Drittel Wasser.

In der Gamla Stan steht eine Replik des berühmten Kampfes St. Georgs mit dem Drachen des Lübeckers Bernt Notke. Die wunderbare Scheußlichkeit des Drachen macht einem schlagartig klar, dass das Böse gar nicht fies genug dargestellt werden kann, um das Leuchten des Guten ins rechte Licht zu rücken. Alte Predigerweisheit.
Ein paar Straßen weiter wimmeln die Läden, die sich dem Tourismus anwanzen. In einem offeriert sich eine Plastik aus Gussharz: eine elegant über einen süßen Drachen als Reittier hingegossene Elfe.

Soviel zur Verfallsgeschichte der Drachen.

Amor ging es auch nicht anders: Vom unwiderstehlichen Daimon zur herumfliegenden Amorette.

Die gezähmte Innerlichkeit des Europäers steht in einem unübersehbaren Kontrast zu seinen stets wachsenden Vernichtungsapparaten im Äußeren. Vermutlich korrespondiert das Eine mit dem Anderen.

Bin gut zu Fuß. Bei zufälligen Seitenblicken in die Schaufenster stelle ich mit Entsetzen fest, dass ich mir in der erzwungenen sechswöchigen Ruhepause nach der Operation ja wirklich eine Wampe zugelegt habe.
Au weia!
Und Titten.
Upps!

Hübsch die Parks.
Im Tegnèrpark sitzt beispielsweise ein überlebensgroßer Strindberg aus Bronze als nacktes Genie gewaltig ins Grün gelagert.
Dieser Strindberg (Dramatiker, Romancier, Maler) war - und ist mir - ein sehr wichtiger Rebell. Obwohl er sich einen „theoretischen Frauenhasser" nannte, probierte er im Laufe seines Lebens mindestens drei unterschiedliche Frauen über längere Zeit aus.
So sind halt diese Theoretiker.
Als Grabstein wünschte er sich übrigens einen großen Penis aus rotem Sandstein mit der kurzen Inschrift als Grabspruch: "Hic jacet. Hier liegt er."

Stockholm, Freitag 15:17

Nach einem laangen Spaziergang am wellenschwappenden Wasser entlang, viel Grün des Djurgårdenparks zur Linken.
Hier blühen noch die Hollunder- und die Lindenbäume, das gelbe Labkraut gedeiht prima auf den Granitbuckeln, die Malven sind allerdings ein bissl blass. Sommer in voller Fahrt hier.
Aber unter bedecktem Himmel keine 20 Grad und kühler Wind. Herrlich.

Gar nicht zu vergleichen mit dem Sozialklima auf dem Herflug.
Da hatte ich auf dem Nebensitz wieder diesen berüchtigten "Hier-bin-ich-und-das sollt-ihr-auch merken."
Ich versuchte doch tatsächlich, ihm meine Nieren in seinen spitzen Ellenbogen zu drücken. Aber der war hart im Nehmen.
Ja, und sein Ellenbogen schon auch.

Toll diese Backsteinkirchen hier. Da sieht man die Arbeit, die das Stein für Stein gemacht hat. Und wie das gestaltet ist!
Wenn es nicht gerade um Banken- und Versicherungspaläste geht, werden heute nur noch irgendwelche Fertigteile aus Beton und Glas zu Schuhschachteln zusammengeschustert.
Architektonischer Funktionalismus:die Maßgabe der Maßgeblichen, dass der Sinn im Zweck zu finden sein soll. Unterwerfung als Sinn kam noch nie so nackt daher.
Da hänge ich doch den alten Zeiten nach, wo ein Gestaltungswille mit ästhetischen Neigungen am Werke war. Wenn einer heute was gestalten will, dann kann er das bestenfalls an seiner Figur austoben oder beim Formen irgendwelcher skurriler Eigenheiten seines Charakters.

Komische Leute hier: die gottlosen Lebensmittelangestellten arbeiten auch am Sonntag von 7 bis 22 Uhr.
In ihre Häuser kommst du nur, wenn du einen Code hast. Urinieren darfst du nur, wenn du 5 Kronen (50 Cent) in der Tasche hast und einwirfst, oder von deiner Bankkarte abbuchen lässt. Sie sind hier aber auch mit einem Euro Eintritt ins Pissoir zufrieden. Wieder raus darf man umsonst.

Ansonsten machen die hier ernst mit der Abschaffung des Bargelds: du gehst mit deinem Warenkorb an eine Kasse. Da erwartet dich ein elektronisches Abbuchungsgerät. Kreditkarte einstecken, Geheimnummer eingeben, Befehl losschicken, Karte raus.
Dann kannst du abschieben. Die werben dafür mit dem Spruch, dass es da nicht mehr zu diesem dämlichen "kontanthantering", also dem Rumhantieren bei der Bezahlerei kommt.

Samstag, 18. Juli
Auch den heutigen Spaziergang durch den Stadteil Södermalm habe ich durch 90 % Parks und Haine gelegt.
Man muss sich klar machen, dass Stockholm auf 14 Inseln liegt. Da ist es nie weit zur nächsten Brücke. Die Frage ist eigentlich nur, ob es sich bei dem Wasser da unten um Süßwasser aus dem Mälarensee, oder um das gesalzene Wasser aus der Ostsee handelt.
Schön klatschen beide Wässer an die Felsen. Die zahlreichen Stockholmer Berg-Parks kommen dadurch zustande, dass der harte Kern der Inseln aus vom Eis geschliffenem, buckeligem Urgestein besteht, das immer noch Jahr für Jahr sich hebt. Und da lassen sich schlecht Kellergeschosse draus ausheben. Also wird die Natur ermuntert, da was draus zu machen. Und so entstehen diese Berghaine mitten im Straßengetümmel. Manche sind richtige kleine Fjälls, also baumlose, in den Ritzen begraste Felskuppen.
Der eine oder andere entstand aber auch durch Aufschüttung von Bauschutt und anderem Müll.

Heute Abend wieder ein Orgelkonzert. Das ist das Schöne an Schweden, da ist am Wochenende immer irgendwo in einer der zahlreichen Kirchen ein Konzert.


Montag, 20. Juli
Ökonomie. Eine Wissenschaft, die erfunden wurde, um der oberen Klasse zu sagen, wie man die untere um die Früchte ihrer Arbeit bescheißen kann.“
(Strindberg)

Nynäshamn

Wunderschöner Ausflug an die Küste des südlichen Schärengartens.
Diese rundgeschliffenen Höckerfelsen sehen aus wie Seelöwen und Walrösser, die nebeneinandergestapelt am Hang schlafen. Ihre Schwänze in den Birken und Föhren versteckt. Das hat was, sagt man, wenn man nicht so recht weiß, was einen da ergreift. Es ist wohl das Elementare. Einfacher geht es nicht mehr: Felsküste, Wasser, Erde. Und alles Geformte in seiner individuellen Ausgeprägtheit besteht wie selbstverständlich auf seinem Platz.
Der "Strandvägen": gleich rechts neben ihm beginnt die Wildnis. Schöne Wildnis. Ich bin ganz zufrieden damit, sie mir von außen anzuschauen.
Links die von einzelnen Bäumen gegliederte Meeresfläche. Und ein interessanter Küstenhimmel darüber. Ich bilde mir ein, der ist anders als sonst irgendwo auf der Welt.

Gestern war ich mehr mit Kulturellem beschäftigt: eine Konzertpianistin gab uns reichlich von Skriabin, Brahms, Rachmaninow ...usw. in der Klavierartistik. Fuuuurchtbar. Und meine Mütze hab ich dann auf meiner endlichen Flucht auch noch liegen gelassen.

Über die Mittagszeit war ich in "Millesgården", einem wunderschön gestalteten Ambiente, das sich der Bildhauer Milles auf mehreren Terrassen mit seinen Skulpturen gestaltet hat.
Geht doch! Wusste ich doch, dass es etwas anderes auch noch gibt als den täglichen Stumpfsinn.
Erhebend also.


Dienstag, 22.07
Juchuuu, die Mütze hab ich wieder!
Bin gestern noch mal zu der Kirche gepilgert, wo ich sie liegengelassen hatte, in der Hoffnung, dass sie vielleicht doch noch da rumliegt.
Nix da, aufgeräumt.
Zum Glück sitzt in diesen Stockholmer Kirchen immer eine Person herum. Die soll wohl drauf aufpassen, dass keiner in die Kirche macht.
Bei diesen Preisen (50 Öre pro Erleichterung) nur zu verständlich. In einem Punkt ist man hier aber sehr entgegenkommend: man darf auch einen ganzen Euro einschmeißen. Das ist bloß fast das Doppelte.

Heute Riesenprogramm, aber mit dem mich begeisternden, genialen Massenbeförderungssystem der Stockholmer war alles drin:

Tyresta-Nationalpark . Zwei Schleifen da herum in vier Stunden, und
Naturhistorisches Reichsmuseum.
Ich habe eine kindliche Freude an diesen Dioramen mit allem, was da kreucht und fleucht und taucht und schwimmt.

War heute sowieso ein naturhistorischer Tag. Der Urwald, durch den ich im Nationalpark taperte, war vor 10 000 Jahren noch von Meer und Robben umspültes und umspieltes Jagdgebiet unserer Vorfahren, die hinter den abschmelzenden Eismassen herwanderten.
War als körperliche Leistung natürlich eher enttäuschend, weil man immer vergleicht mit dem, was mal Unsereinem möglich war.
Aber das Gefühl der Landschaft war das selbe. Deswegen komme ich doch her. Und wenn ich immer nur sauer auf mich bin, weil ich es nimmer so bringe, ist das irgendwie blöd.
Habe ich mich also mit mir ausgesöhnt und hatte einen schönen Tag.

Gestern war bloß ein bissl der hiesige Haga-Park, ein englischer Garten, von dem ganz bestimmte Bilder übrig bleiben werden:
so die grünen Wolken der zweihundertjährigen Linden um den großen zentralen Rasen und der Duft der Lindenblüten, der sowieso schon diese ganzen Tage in der Luft liegt.

Donnerstag, 23.07.

Bootfahrt nach Sandhamn auf der Schäreninsel Sandön.
Das ist eine eher untypische Ferieninsel. Bin überhaupt nur hingefahren, weil auch alle anderen berühmten Leute da waren.

Wie der Name schon sagt, gibt es da mehr Sand als Fels. Also Föhrenwälder mit Blaubeerteppichen für meinen Vitaminhaushalt. Hübsch, da Spazieren zu gehen, und hübsch die Träumen machende Seefahrt dort hin.

Zwei schlimmere Regenperioden gut überstanden. Die eine auf dem Boot und im Bus. Die andere im Nationalmuseum der schönen Künste.
Habe da unter anderem ein Selbstporträt des jungen Rembrandt erlebt: Ecce homo! Manchmal ist man sogar stolz, der selben Rasse anzugehören.

Malen und Schreiben, das ist so eine Art Rebellion gegen die von Managern verwurstete Welt der Information, die die Leute in Formation, also auf Vordermann, bringen soll.

Freitag, 24.07.
Es wäre mir lieber, ein bedauernswerter Reicher zu sein,
als ein Armer, dem man sein aufrichtiges, tiefstes Bedauern entgegenbringt.“
(Christian, der Klotz)
Habe mir den Schlosspark von Schloss Drottningholm (Königinnenschloss) erlaufen.
Schöne Sache das, mit ganzen Flottillen von Wolkenschiffen im Blau drüber, und unten französischer Park mit Chinesischem Schlösschen usw.
Der große Teil, den die Königsfamilie für sich beansprucht war deutlich begrenzt in allen in Frage kommenden Sprachen, auch in fernöstlichem Krikelkrakel. Einen Japaner aber geht das nun mal nichts an, der betritt die Absperrung und wird zu seiner Empörung prompt von zwei Militärs abgeführt.
Verzweiflung der Reiseleiterin, die in flehentlichem Ton ihren Reisegast wiederhaben will. Strenge der Aufsichtskräfte. Am Ende hat sie den Reissaus aber doch wieder gekriegt.

Man sieht: die besseren Herrschaften (von den Königen angefangen bis herunter zu den leibwachtgeschützten Merkels) wissen sehr wohl, dass nicht jeder glaubt, was in der Boulevardpresse über sie zu lesen steht. Ihr Bedürfnis nach Distanz verweist darauf, dass sie mit für sie unerfreulichen Folgen rechnen, wenn sie sich aufführen wie sie sich dem Untertan gegenüber aufführen.

Samstag, 25.07.
Ich weigere mich, mich selbst zu zerstören.“
(Siri Derkert)


Bin also wieder obenauf und am Rumtreiben hier und da : den ersten "Waldfriedhof" (Europäisches Kulturgut), Spazieren auf der Gefängnisinsel Långholmen, und der Besuch im Fotografischen Museum.

Letzteres rundete mein Bild von unserer Zukunft ab: Die machen einfach immer so weiter.
Sind brav und blödeln halt im Zugestandenen herum.

Entsetzlich, wie das Design mittlerweile das Bewusstsein bestimmt.
Stockholm ist DIE Designerstadt. Und bei diesen Fuzzies geht es nur noch um Selbststilisierung und Zelebrierung eines Selbst, was auch immer das jenseits eines Werbeslogans sein mag.
Wenn in einer Straße auf einen Bäcker 10 Friseure, 3 Designerstudios und 2 Wellness-Angebote kommen, drängt sich einem der Eindruck auf, dass der demokratische Staat durch die Entlastung der Millionäre von lästigen Steuern und die ersatzweise Schröpfung des Untertanen an den verbliebenen Stellen offensichtlich verdrängt hat, dass man als Staat und Kapital zwar lässig mehr Geld schöpfen kann, aber nicht die durch Arbeit geschaffenen Werte, an die heranzukommen, auch die Einkommenslosen große Lust haben: Die Zahl der Bettler hat „massiv“ zugenommen. In den Vororten „massieren sich“ die zu Nichtsnutzen erklärten Einkommenslosen.
Der Polizeietat ist in Rekordhöhe geschossen.

Zurück zur Ausstellung von Inez & Vinoodh mit dem - seine eigene pompöse Nichtssagendheit bezeichnenden Titel - „Pretty Much Everything 2015“ in der „Fotografiska“
Unter „Allem“, was da so pretty ist, hat man sich Blumen und elegant hinstilisierte Menschen vorzustellen.

Es ist unglaublich wie kalt und verachtend diese durchgestylten eleganten männlichen und weiblichen Schönheiten sind:
Gleichgültigkeit als Kult.

Schweden ist uns da nur voraus.
Was meine Wut erklärlich macht. Schweden war mal der Vorzeigestaat, wenn es um die wohlmeinende Lüge ging, dass Kapitalismus und lebbarer Sozialstaat sich nicht ausschließen müssen.

Die Schweden haben sich seit Jahrzehnten nach und nach alles nehmen lassen.
Jetzt haben sie nur noch die eigene Körperoberfläche, wenn es darum geht, die eigene Haut zu retten.
Sie haben halt nichts anderes mehr, an dem sie rummachen könnten, als die jeweilige Facette ihrer "Persönlichkeit", die heute zur Darstellung ansteht.

Sie haben sich alles wegnehmen lassen. Aber die Darstellung der Coolness des Ausgebrannten lassen sie sich nicht nehmen.

Montag, 27.07.
Eine kluge Ratte braucht gar manches Schlupfloch.“
(Strindberg)

Gestern Ausflug nach Norden: Uppsala
Universitätsstadt mit einem beeindruckenden gotischen Dom, in dem einige der hiesigen Könige von ihrer schweren Arbeit des Herumschubsens der Untertanen ausruhen, und eine noch grünere Stadt als Stockholm.
Das Schlossgelände weist eine lehrreiche ältere Bastion auf, die an die Zeiten erinnert, als es noch keinen Schlösserzierat gab, sondern vor dem Volkszorn bergende Burgen.
1527 hatte Gustav Vasa den Einfall, er sei das Oberhaupt aller Katholiken. Der davon in Kenntnis gesetzte Bischof in dem Dom da unten ließ das neue Oberhaupt der Christenheit wissen, dass ihm das vorläufig so was von am Arsch vorbeigehe. Woraufhin Gustav Vasa dem Bischof per Boten Bescheid gab, dass nunmehr die Kanonen der Bastion in einer längeren Reihe auf den Dombezirk gerichtet seien.
Und auf des Bischofs Palast insbesondere.
Wie er nun darüber zu denken gedenke?

Damit war das Luthertum in Schweden eingeführt.

Heute der Höhepunkt einer Wanderung im Tyresta-Nationalpark.
Den wollte im vergangenen Jahrhundert vor seiner Entstehung ein Zündholzmagnat aufkaufen, um daraus Streichhölzer zu machen. Das war die letzte Gelegenheit, bei der die Schweden den Arsch hoch kriegten. Jahrzehntelanger, aber siegreicher Kampf gegen die Verwandlung von „Växtlivet“ (Gewächsleben) in Profit.
Wenn man so sieht, wie das Kapital sich aufführt, wird man automatisch zum Konservativen.
Sieht man den Konservativen bei ihren Gestikulationen eine Weile zu,wird man unweigerlich zum Linken.
Angesichts der Vertretung gemeinsamer Interessen durch Linke, möchte man am liebsten eine eigene Partei gründen.
Nimmt man sein Wissen über die Funktionalität der Parteien im Kapitalismus ernst, hat man keine Lust zur Wiederholung des langen Umwegs zu sich selbst.

Von Nord nach Süd durchquert. Herrlich abwechslungsreich, nicht nur die Licht- und Schattenspiele, sondern auch mal bemooster Fels, mal Moor, mal duftende Kiefern und Birken.

Dienstag, 28. 07.
Der Mensch von heute macht sogar Liebe mit den Waren.“

Skansen.
Das ist jenes beispielgebende Freiluftmuseum über die nationale Gebäudegeschichte, nach dem alle anderen in Europa sich richteten.
Vielmehr war es das.
Als man merkte, dass man es zu nichts bringt, wenn man Häuser und Mühlen und samische Koten in romantischem Ambiente konservierend versammelt, wurde der Bestand mit Folkloristischem und Exotischem aus Afrika massenkonsumtauglich gemacht.

Und die lieben Kleinen sind sowieso die eifrigsten Konsumenten. Also müssen heimische Tiere her, Karussells, Eis- und Würstchenbuden, … halt der ganze Rummel eines Volksfestes.

Tivoli im Kleinen für die Kleinen.

Mittwoch, 29. 07
    Ich stehe unter Observation.
    Man verdächtigt mich klug zu sein.“
    (Strindberg)
    Besuch des
    Vasa-Museums.

Dieses imposante Kriegsschiff war 1628 nach einer Jungfernfahrt von 1, 5 km gekentert und für 333 Jahre im Schlamm versunken. Jetzt gehoben und für mindestens weitere 100 Jahre restauriert.

Jeder Mensch sollte einmal in seinem Leben dieses Museum besucht haben. Dieses Schiff ist nicht nur eine lehrbuchreife, beachtliche Fehlleistung von Ingenieuren, die wider ihr besseres Wissen dem Wunsche Gustav Adolfs willfahrten, und auf dessen Anweisung hin einen zum Krängen und Kentern verurteilten Wahnwitz losschickten, sondern auch ein ganzes, in das Heck geschnitztes, ideologisches Programm des Herrschertums.
Zu all den nützlichen Lehren, die die Facetten und Sybolismen dieses Staatsschiffs hergeben, zählt auch folgende:
Es gab natürlich eine Untersuchungskommission, die eindeutig die drei Verursacher der leichenträchtigen Angelegenheit herausfand: Gustav Adolf, den Ingenieur und noch einen von der damaligen Elite.
Von einer rechtskräftigen Verurteilung und Hinrichtung dieser nachweislichen Massenmörder ist nichts bekannt.
Der moderne Staat begann also nicht erst bei dem Großen Fritz.

Natürlich ist es blöd, sich zu beklagen oder gar zu kritisieren. Wo man doch der Gott von all dem ist. Und der kann nun mal nichts Unvollkommenes zustande bringen und würde auch nie an seiner eigenen Unvollkommenheit herummäkeln.

Aber sein Herz ausschütten, sich dabei erleichtern...?

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