Donnerstag, 27. Februar 2014

Der „Mensch im Futteral“ (Tschechow)


Dieses Bild eines Gehäusemenschen ist vermutlich das ganze schäbige Geheimnis über die Psyche des Abhängigen.
Frage an einem beliebigen Punkt dieser Erde einen Einheimischen nach etwas, das nicht zu seinem Arbeitskreis aber auf seinem Weg zur Arbeit liegt. Zum Beispiel: „Wie heißt denn dieser Baum hier?“
Und es zeigt sich, dass dein Informationsbedürfnis keineswegs der Normalfall ist.
Der stand doch immer hier!“ wäre noch die harmloseste Variante von verärgerter Ablehnung, aus dem Trott geworfen zu werden. Das verunsichert nämlich.

Dem Begriff nach geht es dabei darum, dass einer, der seine Abhängigkeit - als insgesamt für gut befunden - will, "Orientierungspunkte" (feste "Rahmenbedingungen") braucht, um mit jedweder - ihm gesetzten - Bedingung sein pfiffiges Chancenkalkül zu betreiben.

So haust im freien Willen schon die gesicherte Fortsetzung der herzhaft bejahten Unfreiheit.

St. Michael, der Dreinschläger

Irgendwas muß an der Programmatik der Guten, mit ihrem - seit Ewigkeiten gepflegten - beherzten Zuschlagen und Aufräumen im Namen ihres Herrn nicht ganz richtig sein, sonst hätten die nicht so viele noch ungetane Arbeit in weiteren Ewigkeiten noch vor sich.
Vielleicht wäre es wirklich besser, dieser Schutzpatron Deutschlands (seit der Schlacht auf dem Lechfeld) und seine – vor Eifer einander auf die Hacken tretenden - Spießgesellen machten sich wenigstens einmal kurz einen abweichenden Gedanken:
 
Wie kommen die bloß drauf, etwas gegen meinen Herrn zu haben? Seit Jahrhunderttausenden erkläre ich denen mit allen verfügbaren Waffensystemen, daß sie chancenlos gegen die absolute Überlegenheit antreten. Das entwaffnet die überhaupt nicht. Die machen einfach so weiter. Haben die etwa für ihr haltloses Tun einen Grund?“

In der christlichen Ikonographie sieht man den Anführer der Guten mit römischer Rüstung angetan und ein gewaltiges Schwert schwingen. Das ist - mit Verlaub - ein bisschen verstaubt.
Die Sonderkommandos und Spezialeinheiten bis hin zum Robocop sehen davon abweichend so ganz anders aus, dass man in ihnen gar nicht mehr einen Erzengel über die wahren Machtverhältnisse aufklären sieht.

Mallorcaschnippsel

  1. Februar
    Es ist eigentlich unmöglich, einen sonnigen Frühlingsmorgen in Palma ohne Hochgefühle zu begehen.
    Nur diese prächtige Operninszenierung einer Kirche mit dem Namen des Armutspredigers Sant Francesc drängt einem Nachdenkliches auf:
    Solange die Materie zielbewußt verändert wird, von Leuten, die ja nicht in ihren Betten verrotten wollen, kommt dabei immer Reichtumsproduktion raus. Ganz gleich, welche gesellschaftliche Formbestimmtheit jeweils geschichtlich anzusetzen wäre.
    Da hat so ein Heiliger Franziskus also gut Armut predigen. Die Anlässe werden ihm ebenso wenig ausgehen, wie dem Beichtvater die Gelegenheit, der Natur mit dem sechsten Gebot ins Handwerk zu pfuschen.
    Das Problem ist doch nicht der Reichtum, der dieser Rasse nun mal lieb ist, sondern der hervorragend organisierte Ausschluss von ihm durch eine kleine, radikale Minderheit!
    Nachmittags erste Erkundung von Sóller und Umgebung. Das wird mein Hobby! Die abschliessende Gebirgskulisse der Tramuntana vom Puig Mayor über die Serras zum l'Ofre und den Cornadors hinter den golden leuchtenden Orangenkulturen hat einen unleugbaren wildromantischen Reiz.
    Damit die Bodenhaftung erhalten bleibt: einer der Gutsherren stellt eine ganze Kiste Zitrusfrüchte gratis zur Verfügung der Wanderer an sein Eingangsportal. Vermutlich sind das die ohnehin verlorenen Südfrüchte, die in Armeslänge des Zauns hiengen, und deswegen sowieso verloren gewesen wären.
    Auf diese honette Weise kann er wenigstens seinen Zaun vor dem Eingedelltwerden durch räuberische Wanderer schützen.
  2. Februar
    Nun sitze ich wieder mal in einer gut geheizten Stadtbibliothek und schreibe auf dem dortigen Computer kostenlos drauflos.
    Wanderer, kommst du in Städte, frage als erstes nach der public library, wenn du kommunizieren willst. Heute morgen hat mich der selbe Spass einen unverschämten Euro pro halbe Stunde gekostet.
    Habe eine schoene Wanderung hingekriegt, nämlich rauf zum Mirador ses Barques. Runter über die akustisch umweltverschmutzte Costa d'en Nicó nach Fornalutx. Durchaus zur Nachahmung empfohlen. Aber eben nicht an einem Wochenendtag, wo die giftig aufheulenden Motorräder über die M 10 nach Lluc jaulen.
    Und über Binibassi zurück.
    Alles, was hier mit „Bin“ beginnt, geht aufs Arabische zurück: Ben (Sohn des...) Auch Ortsnamen, die mit „Al“ anfangen, erinnern daran, dass es die Araber waren, die die Kunst der Bewässerung und die der Terrassierung zur Landgewinnung hier eingeführt haben.
    Den Römern waren die Berge egal. In den Ebenen der eroberten Inseln von den Balearen bis nach Zypern musste eilig und extensiv das Getreide angepflanzt werden, mit dem die Truppen des Imperiums gefüttert wurden. Weswegen auch keiner der gepflasterten Wege unter 600 Höhenmetern (obere Grenze der Olivenkulturen) auf die Römer zurückgeht.
  3. Februar
    Den GR 221 bis zur Refugi de Muleta am Cap Gros, und zurück über Port de Sóller gegangen.
    Sagt dem Leser nichts über die Schönheit dieser Wanderung, der ja nicht mit seinen Sinnen dabei ist. Und Ausmalen durch eine Schilderung ist vergebliche Mühe, wirkte sie doch wie ein Werbetext. Man wird ihn wohl oder übel selber einmal gehen müssen.
  4. Februar
    Nach Deia über den Gr 221.
    So wie die Pflanzen ihre Biotope brauchen, hangele ich mich hier entlang einer Kette von „Psychotopen“, wo das Atmen leicht geht. Herrlich!
    Mittags also in Deia.
    Unterhalb der Kirche im Oberdorf befindet sich ein kleines gemauertes Rund, das wohl als Buehne fuer die drei gemauerten Sitzreihen gedacht ist. Jenseits davon das Meer.
    Und zwei suesse braune Esel. Die neugierig ankommen, was ich da mache, und was da so anregend knistert.
    Will in aller Ruhe meine mitgebrachte Mittagsvesper vernaschen. Aber die Esel werden einfach zudringlich. Ob die an mein Brot wollen?
    Ich gehe ans Verteilen von Broeckchen, die auch brav verzehrt werden.
    Wenn aber der Nachschub ausbleibt, ruecken die mir wieder zuleibe.
    Ich also auf die andere Seite des Buehnenrunds.
    Da bleibe ich schon wieder nicht lange alleine, und Es guckt mich schon wieder so flehend an.
    Und hej, was macht der denn da drueben an meinem Rucksack?!
    Schnobert der doch da drin rum, was ich noch so an Feinem fuer ihn mir gebracht habe
    Eilends entreisse ich ihm seinen Forschungsgegenstand und klettere diesmal vorsichtshalber auf die Zuschauertribuene.
    Uppps! Da habe ich doch beim ruckartigen Rueck-Bemaechtigen meiner Habe uebersehen, dass der Kaese rausgefallen ist, mit dessen Plastiktuetenhuelle der jetzt zugange ist.
    Ich also wieder hin, um diese wichtigen Mahlbestandteile zu retten. Verliere dabei aber einen Teil des geschnittenen Kaeses. Aufgehoben, abgepustet, fuer verzehrbar befunden.
    Ich jetzt wieder auf hohem Sockel, mich sicher waehnend, denn der eine Esel steht da seitlich unten und schabt seinen Hals an einem brusthohen Stueck Mauerwerk. Dacht ich´s mir doch, das da die ueblichen Floehe gerne mit ihm auf ihm wohnen!
    Jetzt, wo er mit Schubbern fertig ist, umschreitet er gemaechlich das Mauerwerk und erklettert behende und geschickt, ohne ersichtliche Anstrengung die Zuschaerbaenke, kommt auf mich zu, stur in der alten Absicht zu...
    Flucht!!!
    Seit diesem Picknick mit Hindernissen glaube ich nicht mehr, dass die Esel bloed sind.
    Zu mehr als zum Brotessen langt es ja bei den meisten meiner Zeitgenossen auch nicht.
  5. Februar
    Habe mir in der spektakulaeren Schlucht von Biniaraix (Gr 221) angeschaut, wie das hier so gelaufen ist, nachdem der christliche Landadel im 13. Jahrhundert die Insel den Arabern weggenommen hatte.
    Er teilte sich natuerlich den eroberten Dreck zu seinen Fuessen zu seinen Gunsten auf.
    So gerieten etwa 80 Prozent des eigentlich nur aus Felsen bestehenden Gebirgszuges Tramuntana in Privatbesitz. Bis auf den heutigen Tag.
    Nun macht das natuerlich gar keinen Spass, wenn man Herr ueber nutzloses Gestein ist.
    Da trifft es sich gut, wenn man anderen als seinesgleichen die Bedingungen ihrer Existenzfristung diktieren kann: terrassiere mein Land, schaffe ackerbaeuerlichen Reichtum darauf, und ich lasse dich da an mein Eigentum ran, wenn du mir davon abgibst. Das Mass deiner Beitraege zu meinem Wohlergehen bestimme ich.
    Und so kann man heute noch besichtigen, wie die aermsten der Armen halbmeterstreifenweise Land fuer Oliven und Johannisbrotbaeume mit ihrem Schweiss geduengt und bewaessert haben, um den Adel durchfuettern zu duerfen, der ja mit seinen Klassenbruedern in der Ausbeutungsrate mithalten musste.
    Wegnehmen laesst dieser Landadel sich bis auf den heutigen Tag nichts. Gleiches Leid fuer alle!!!
    Das waere ja die fuerchterlichste Ungerechtigkeit gegenueber den Vorfahren, wenn das ploetzlich nicht mehr gelten sollte, dass es eine gott- und naturgewollte Rasse der rodenden Reichtumsschoepfer fuer die Rasse der Geniesser gibt.
    Trotzdem war die Wanderung durch den Barranco von Binaraix ein spektakulaeres Ereignis. An jeder zweiten der "tausend" Serpentinen musste ich stehen bleiben, um mich an der Erhabenheit dieser Schlucht zu erbauen.
    Es stimmt gar nicht, dass Gottlose fuer Wunder nichts uebrig haben. Die Natur schafft sie doch ueberall und taeglich. Nur die Unterwerfung unter einen allmaechtigen Wundertaeter, der sich von Opferfeuern in der Nase kitzeln laesst, faellt halt weg.
  6. Februar
    Letzte Wanderung von Fornalutx nach Port de Sóller zum Seeräuberturm und zurück über den Coll dén Borassar.
    Nur der Vollständigkeit halber sei das fuer Leute hier erwähnt, die sich gerne Anregung suchen für Anregendes.
  7. Februar

      Meine Ryanair-Billigflüge erledige ich mit dem bloßen Handgepäck von maximal 10 Kilo. Dadurch bin ich aber - wegen der Sicherheitsbestimmungen, die gegen das Mitführen von spitzen Gegenständen sind -, gezwungen, mir an den jeweils erflogenen Einsatzgebieten Messer anzuschaffen.
      Meistens hole ich mir die beim dortigen Billigwarenhändler, dem „Chinesen“.
      Am Ende hinterlege ich das Utensil in der letzten Unterkunft. Fürs nächste Jahr. Das halbe Kurzflug-Europa habe ich so mittlerweile mit Messern gespickt.

      Bis zum Abflug war in Palma noch Zeit. Mit dieser Restzeit habe ich das kostenlos zu betretende Museum der Modernen Kunst mit meiner Anwesenheit beehrt.
      Das Bankunternehmen eines gewissen Herrn March übt sich in Kultursponsoring. Kann das auch gut aus der Westentasche begleichen, denn der Gründungsvater dieses Untenehmens hat sich mit Schmuggel, Waffenbelieferung beider Kriegsparteien zweier Weltkriege und der finanziellen Unterstützung des nächsten Siegers als Arbeitgeber verdient gemacht.
      Das Vaterland ist ihm zu großem Dank verpflichtet: hat er doch für viele ratlose Menschen eine sinnvolle Beschäftigung gefunden. Die Carrabiners (Grenzpolizisten) hätten sich doch ohne sein Schmuggelunternehmen an den Küsten zu Tode gelangweilt!
      Joan March Ordinas schmuggelte zigtausende Tonnen Tabakwaren am Fiskus vorbei, auch Whiskey, Kaffee, Tee, Zucker, Mehl und Arzneimittel vertrieb er steuerfrei. Im Ersten Weltkrieg verkaufte er an die Kriegsgegner Deutschland einerseits und England andererseits Schiffsdiesel für U-Boote und andere Kriegsschiffe der Marine. Dieser Kriegsgewinnler wurde so reich, dass er sich 1919 allein an der Nordwestküste Mallorcas die Landgüter Albarca, Es Cosconar, Mossa und Ternelles kaufen konnte.
      Darüber darf so ein dahergelaufener Wanderer natürlich nicht einfach so latschen. Wenn man Pech hat, muss man den Auflagen der annähernd allmächtigen Familie March Genüge tun: sich im Rathaus kontingentiert anmelden, ein Formular ausfüllen, die Paßnummer angeben und warten, ob man eine offizielle Anmeldeschrift mit Stempel und Unterschrift bekommt.
       
      Pikanterweise wurde sogar eine heute noch zu besichtigende Kaserne der Küstenwächter nach dem ersten Weltkrieg mit Geldern dieses Bankiers erbaut. Jetzt war er ja Abgeordneter und hatte bereits das zweitgrößte Finanzvermögen eines einzelnen Menschen auf Mallorca angehäuft. 
      Man muß eben wissen, wann man auf welche Seite des Gesetzes zu treten hat.
       
      Eigentlich schade, dass die Leute zwischen Sinn und Zweck nicht unterscheiden können. Zwar hat diese Charaktermaske sehr sinnvolle Beschäftigungen für Schmuggler, Soldaten, Leichen, Priester, Politiker und anderes Personal gefunden.
      Sein Zweck war dabei aber die schlichte Mehrung eines Haufens Geld durch einen weiteren Haufen davon.

      Ich hab´ noch ´n Messer im Orange-county drin.
      Drum muß ich nächstens wieder hin.“



      Adéu!

Mittwoch, 26. Februar 2014

Kantianer und Hegelianer


können sich nicht riechen.

Das heißt, sie riechen sich schon... auf Meilen gegen den Wind und fangen an zu bellen oder blöken.

Den Kritiker platt machen


Unterstelle seinen Dar- und Zerlegungen eines Sachverhalts ein Ideal.
Der ist ja so was von erledigt!
Weiss doch ein jeder von den reellen Normalisten, dass das mit dem Ideal ja sowieso gar nicht geht.
Und so bleibt – wie auch jeder weiss - alles beim alten. 
 
So war es schon immer.
Stimmt.
Aber nur, weil die Nutzniesser jedes Systems schon Vorsorge dafür treffen, dass das auch so bleibt.
Und Kritikerkritiker unterwegs sind, die ihr Geschäft auch freiwillig betreiben.

Montag, 17. Februar 2014

"Staatsterrorismus/ Verbrecherstaaten“

Ich kann solchen empörten Redegesten von Volkstribunen insoweit entgegenkommen als tatsächlich jeder Bürger, der sich so aufführen wollte, wie der Staat ihm das vormacht, längst hinter Gittern säße.

Diese unleugbare Genierlichkeit hält mancher Staatsidealismus für hinreichend, seinem Staat mit Vorhaltungen aus dem Strafgesetzbuch zu kommen.

Er kann aber von Glück sagen, dass sich der Inkriminierte vorbehält, ob ihm das zum jetzigen Zeitpunkt was ausmacht.

Tarife-Vertrag, unbemäntelt

Angesichts der erdrückenden Fülle ihrer ihnen gemeinsamen Interessen wäre es unklug vom Herrn, die Leute nicht voneinander zu trennen.

"Wille zur Macht"


Der von Nietzsche behauptete - "selbst im Kleinsten noch" - steckende Wille zur Macht entspricht platterdings einer Konkurrenzgesellschaft, die es dringlich nahe legt, lieber zu treten als zu den getretenen Hunden zu zählen.

Das wäre dann der schon kontrollierte Wille von Warenbesitzern, die an was rankommen wollen, weil sie müssen.

Das sieht als Foto so aus wie der Herr Christian Schmidt.

Seine gelbe Schleife am Revers ist das Bekenntnis dieses neuen Agressorministers,  - Verzeihung, Chefs des Agrarressorts *  - zur Solidarität mit unseren verkannten, ganz zivil auf dem Erdball herummarodierenden Soldaten, eingeschleppt aus den USA, wo solche "support-our-troops-" Pömpel zum Anstecken tatsächlich schon länger anstecken.

Wieso fällt mir bloß seit dem jüngsten Gauck-Gerede bei "Freiheit, Demokratie, Rechtstaat" immer als erstes die NATO ein?

*Der Freudsche Verschreiber geht wohl darauf zurück, dass diese Schweinebacke sich uns als Vaterlandwirtschaftsminister zu präsentieren wünscht.
 

Ich bin dann mal eine Woche weg. Muss mal wieder in der Tramuntana von Mallorca meine schwer geschädigten Illusionen aufpäppeln.

Sonntag, 16. Februar 2014

Sekten

sind geistige Führungsansprüche, die zu keiner Sukzession von Päpsten geführt haben.

Trostlosigkeit

Es nützt überhaupt nichts, sich von den unangenehmen Zeitgenossen fern zu halten.
Kaum machst du den Fernseher an, …. schon sind sie wieder da.

Was hilft schon der noch so schöne Sonnenuntergang, wenn dann unweigerlich die Tagesschau aufgeht?

Von Oma lernen

Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“
Na super!
Dann besteht also die ganze Regierungskunst bloß darin, mehr als 50% der Leute den Eindruck aufzuschwätzen, dass sie von ihrem letzten Wahlgang doll was hätten.



Ordensverleihung

Seit Heinrich Heine hat sich viel geändert: die Deutschen lieben außer Sauerkraut mit Würsten auch Fernöstliches und Kulinarisches als Kunst in Kassel.

Nur ihre Schweinsrüssel, die lassen sie sich immer noch mit Lorbeeren schmücken.

Scheelsucht der Anständigen

Einerseits:
Der Erfolgreiche ist unfähig zum Gedanken eines Scheiterns aus ehrenwerten Motiven.
Andererseits:
Die meisten anständigen Versager schielen nach dem Erfolg, dass es der Sau graust.

Scharfer Schnitt


Der abgeordnete Teil der Deutschen senkt seine Pensionen von bisher 67,5 auf 65 % seiner Diäten.
Also von bislang 5570 auf 5879 Euro.


Was gemacht werden kann, wird auch gemacht.


Wenn Qualität eine Sache der Quantität wäre, würde mich die Zunahme der Fernsehkanäle und Abgeordnetenbezüge entzücken.

Samstag, 15. Februar 2014

Neid

Ist in der Praxis die saublöde Forderung, allen solle es genau so schlecht gehen wie mir.

Denn an eines der so ungleich verteilten irdischen Glücksgüter kommt ein mittelloser Neider eh nur in seinem Wunsch ran, den er zu Recht für eine Idee hält.

Zweckbündnisse

Wenn der Zweck erreicht ist, gibt es auch keinen Grund mehr für den Burgfrieden.

Der sich jetzt genötigt sieht, nach einem Bündnispartner Ausschau zu halten, stellt schnell fest, dass er den erst neulich aus der Welt geschafft hat.

Merke: Wo sich zwei zur Kumpanei eines gemeinsamen Geschäfts verabreden, verschwören sie sich gegen andere, und zwar auf deren Kosten.

Erinnerungskultur


Es gibt in den USA kein einziges Denkmal der Sklaverei, aber 22 Holocaust-Denkmale.
Und was die andere Hälfte des Rassismus betrifft, so gibt es in Almo/ Idaho eine Gedenktafel, die an ein „schreckliches indianisches Massaker“ an weißen Einwanderern im Jahre 1861 erinnert, ein Massaker, das nachweislich nie stattgefunden hat. (Rezension von Joachim Zeller zu „Loewen, James W.: Lies across America.“)
Wenn es der Mehrheitsgesellschaft so leicht ist, ihr Belieben in die Hirne zu ätzen, wieso sollten sich dann ihre Erinnerungsmacher auch nur einen Tag lang an irgendeinen Wahrheitsbegriff halten?



Donnerstag, 13. Februar 2014

Kurz und bündig


Das Verbrechen der Einkommenslosigkeit des Arbeitslosen wird mit rund 450 Euro bestraft.
Die Arbeitslosigkeit der im Parlament Herumlungernden wird mit rund 10 000 Euro gesühnt.

Gratifikation der Kunst


Der Practicus schwimmt ungemein pfiffig mit dem Strom.


Sein Kritiker crawlt vorbildlich stramm stromaufwärts zur Quelle.


Der Künstler sucht sich eine geeignete Stelle, erklimmt die Uferböschung und entdeckt entzückt in der gesuchten Weite die Beschränktheit der beiden einander Beschränkenden.

Teleologie

Aus der Sicht des Bandwurms wurde der Mensch von Gott als seine Nahrungsquelle geschaffen.

Gran Canaria

Mailschnippsel aus
Santa Catalina

04. Januar 2014

Habe mich soweit schon mal etabliert.
Einkaeufe getaetigt: Wasser, Pan integral, Vino tinto, Linsenkonserven, Instant - Kaffee, und beim Chinesen um die Ecke ein Taschenmesser fuer € 2, 20, weil ich einen Korkenzieher brauche. Damit kann ich mir auch die Naegel schneiden und das Schwarze drunter rausgraben, unter anderem.
Ist das hier eine Art internationales China-Town. Die Japanerinnen lassen sich ihre schwarzen Haare mit einer Art Klemmvorrichtung (15 cm mal 5 cm) straehlen. Das dampft dann daraus hervor. Daneben sieht man ueberwiegend viel arabische Schriftzeichen, die obskure Dienstleistungen anbieten. Hat was mit den sexuellen Beduerfnissen der Maenner zu tun. Hier im Ciber-Café, wie das hier heisst, hoert man auch unentwegt die gutturalen Laute des Arabischen. (Ist unter anderem ein "Locutorio", und da wollen wohl die hier gestrandeten Nordafrikaner mit den Lieben daheim was bequatschen.)
Sitze hier im Merino-Unterhemd und der unentbehrlichen Weste bei angenehmen 22 Grad. Strolche gleich weiter durch die angenehm fruehlingshaften Gassen. Stoert eigentlich bloss die Weihnachts-Dekorations-Beleuchtung.

5. Jan.
Der Höhepunkt der Weihnachtsfeierlichkeiten ist die Ankunft der Heiligen drei Könige (Cabalgata de Reyes) am 5. Januar mit Umzügen, bei denen die Heiligen Drei Könige mit Kamelen in die Stadt einreiten.
War eigentlich ein Faschingsbeginn mit mehr oder weniger phantastisch geschmueckten Wagen und Kostuemierten, die kiloweise Konfettis und Bonbons verstreuten. Die Musik war allerdings fetzig und die Kleinkinder huepften nur so auf den Schultern ihrer animierten diversen Erzeuger. Den Omas hatte man Sitzgelegenheiten mitgebracht. 
Erst ganz am Schluss kamen Kaspar, Melchior und Balthasar mit ihrem Hofstaat auf geschmueckten, echten Kamelen und sammelten jede Menge Post ein. Ob da Geld in den Briefchen ist? Die Kinder wollten ihnen alle die Hand druecken.
Den ganzen Tag ging das schon so mit immer noch Weihnachtlichem. Die Busse fuehren in ihrer Laufschrift  "Feliz Navidad" mit, also die froehliche Geburt des Jesuleins. Das traf man in riesigen Krippenszenerien nicht nur auf den Plaetzen, sondern auch am Strand in ueberlebensgrossen Sandplastiken. Diese Krippen sind eigentlich vollstaendige Bethlehems, mit allerlei Alltagsszenerien in einer orientalischen Stadt. Nur das beruehmte "Scheisserchen", das die Kakteeen an etwas sichtbehinderter Stelle bei herabgelassenen Hosen zu duengen pflegte, scheint aus der Mode gekommen zu sein.
Tausenderlei Einzelheiten an einem schoenen Tag. Soll so bleiben. Was ich so denke, wenn ich an der Strandpromendade sitze, und den Brechern beim Brechen zuschaue? 
Nuescht!
Und das ist gut so.

6. Jan.
Andere Laender, andere Sitten.
Gestern (Sonntag!) war high-life in allen Gassen hier. Geschaefte alle auf.
Heute (Montag!) alles zu, dicht, geschlossen, cerrado, closed!
Hatte Schwierigkeiten, ueberhaupt an einen Kaffee zu kommen.
Den kriegte ich erst am Nachmittag nach der Wanderung auf einen Pico (Bergkegel), und eine weitere um eine Caldera (Vulkankrater) herum, sowie einem Gang durch den wildromantischen Botanischen Garten.
Der 6. Januar ist also hier strenger Feiertag.
 Es stimmt gar nicht, dass ich was gegen Ordnung habe. Sie ist das Zustimmungsfaehige schlechthin.
Wie Autofahren auf der rechten Seite in Deutschland z. Bsp. Dann kommt auch keiner zu Schaden.
Ein Loblied auf die Ordnung beginnt damit, dass einer entdeckt, dass die Welt an dieser einen Stelle so eingerichtet ist, als ob er das selber gemacht haette. So z.Bsp. die riesige Plaza Santa Catalina in Las Palmas. Untertunnelt von acht Fahrbahnen bietet diese grosszuegig marmorierte Flaeche alles, was der Mensch so braucht:
- eine Ecke unter dreieckigen Sonnensegeln fuer die Schach- und andere Spieler, 
- fuer die Skater und die fetzigen break-dancer reichlich Raum,
- fuer die Paerchen an der Hafenfront ein nicht ganz so gut ausgeleuchteter Weg unter Baeumen, der sich in einer Promenade fuer die aelteren Herrschaften fortsetzt, 
- und gleich anbei ein Hundepark, wo auch Turngeraet fuer die Koeter bereitsteht, wenn es mal laenger dauert mit der erwuenschten Ablieferung verdauter Essensrueckstaende. Die angrenzenden Viertel sind  - wie zu erwarten - frei von Haeufchen.
Aufgelockert ist diese Flaeche durch Palmen, Dragos und andere exotische Baeume, Rabatten, begrenzt von den roten Weihnachtssternen, und kleinere Gebaeude.
Als Blickfang ein riesiges und elegantes Fuenfecksegel-Dach ueber der ebenfalls versenkten Busstation. Der Blick faellt frei auf ein kleines architektonisches Juwel der heutigen Architektenphantasie: die fuenfstoeckige Mall "el Muelle.
Und das da hinten im Hafenbecken ist der Luxuskreuzer "Aida". Und da weiter rechts schaukelt das deutsche Schulschiff, die dreimastige "Gorch Fock".
Wo ich was dagegen habe, ist die Herrschaft, die dauernd mit Ordnung verwechselt wird. Sie ist das absolut Unzustimmungsfaehige, Widervernuenftige, was man daran merkt, dass es eines riesigen Gewaltapparats bedarf, um den Unsinn aufrechtzuerhalten.
Wenn eine vom Ehemann verpruegelte Frau dich angeht mit notduerftig vernaehtem Ohr, Blutergüssen und Wundverband am Handgelenk aus der naechsten Klinik, und die vor Weinkraempfen fast nicht von ihrem Elend sprechen kann, dann ist das nichts, was ich als "Ordnung" erfunden haette. Wenn so ein Mensch kein Geld fuer den Bus zurück nach Hause hat, und eine längere Schonung nicht vorgesehen ist, dann hat bei mir diese Ordnung genannte Herrschaft mit dem klangvollen Namen einfach ausgeschissen, weil das eben leider kein Einzelfall ist. " Hambre" (Hunger) ist das haeufigste Wort, das ich hier zu hoeren bekomme. Diese Leute sind in der Demokratie nicht vorgesehen, und Verwendung hat man in dieser "Ordnung" auch und erst recht nicht fuer sie.
Uebrigens haben derzeit nur 18% der Jugendlichen bis 25 Jahren in Spanien einen Arbeitsplatz. Mit anderen Worten: diese Generation wird nichts von dem haben, was wir so Leben nennen.
So gemischt geht es hier zu: Die Slums sind nicht weit von dem Villenviertel. Aber nur die Villenviertel reissen die Schnauze auf, die anderen mögen sie doch gefälligst halten, so gut wie man es denen nach Recht und Gesetz macht.

7.Jan.
Der Bus und meine Beine haben mich heute von 0 auf 1000 Hoehenmeter, sozusagen auf die erste Stufe des Inselbergs geschafft. Da oben auf dem Ruecken zwischen Valsequillo und San Mateo sind die Mandelblueten in ihren rosa Roeckchen schon vollzaehlig angetreten. Neben den Kirschblueten macht sich das vor blauem Himmel ausserordentlich fein. Noch schoener ist es allerdings, wenn die Prunkwinden die fruchttragenden Orangenbaeume oder an den Kamelienbaeumen hochklettern.
Und die Wermutbuesche stroemen ihren herben Duft aus.
Wenn die Fuesse sich melden, lege ich eine Pause ein. Dabei habe ich gesehen, dass man hier auf die Idee verfallen ist, die Erdbeerplantagen in Arbeitshoehe anzulegen. Schont sowas den Ruecken ungemein.
Die erste Kartoffelbluete ist auch schon draussen. Bei 29 Grad ist das ja auch kein Wunder.
Du siehst, von uns beiden geht es mir wohl am besten.

Jetzt weiss ich, warum das Taschenmesser beim Chinesen nur 2, 20 gekostet hat.
Beim Versuch, einen besonders hartnaeckigen Korken rauszuziehen, habe ich die Spirale des
Korkenziehers geradegez/bogen. Da blieb mir nichts anderes uebrig, als die nunmehrige "Ahle"
einmal links, einmal rechts zu knicken, und schon war das unbrauchbare Teil fuers Wegwerfen abgebrochen.

Meinen Lieblingsplatz, bei dem einem so wird, als ob man ganz gerne Mensch ist, haben sie jetzt eingezaeunt, wegen Vorbereitungsarbeiten fuer den Karneval (und die dazu nötigen Tribuenen für die Villenbewohner), den man hier fast noch ernster nimmt als die Mainzer.

8.1.
Also ich wieder mal von Guia durch eine Schlucht (Barranco) rauf, eineinhalb Stunden Strasse, weil das Eigentum staendig meldete "Hier geht nix, mein Lieber!" und dann doch auf den Pico Viento im Norden der Insel. Obwohl die Privateigentuemer eigentlich was dagegen haben. Ich hatte ittlerweile so eine Wut angesammelt, dass ich mich lieber haette erschiessen lassen, als dass ich die Bergkuppe nicht erklommen haette, nachdem ich mich ueber den Asphalthaaatsch(!) hergeschleppt hatte.

Meine Zehen drohten mir "Noch einen Schritt weiter, und wir platzen."
Und ich immer: "Das wollen wir doch erst mal sehen."

Und was war? Alles leere Drohungen.
9. Jan.
Heute Nacht hat es ein touristenfreundliches Gewitter gegeben. Jetzt haben wir hier mir genehme 15 Grad.
Bleibe lieber in Kuestennaehe. Auf nach Puerto de Nieves!
Das liegt im Westen der Insel, gleich gegenueber von Teneriffa. Dort habe ich schon gestern Schnee auf dem Teide gesehen.

War das heute so ein richtiger Jacke – an - Jacke - aus-Tag.
Bin nach Puerto de las Nieves, also in den aeusserten Nordwesten der Insel gefahren, damit ich mir den Regen lieber von innen aus dem Bus angucke. Ging aber nicht immer so elegant um den Regen herum.
Bin aber auch oefter wieder trocken geworden.
Sehr interessant eine Necropole der Guanchen. (Friedhof auf unbearbeitbarem, schlechtem Land: Malpais) Ungefaehr 500 Jahre alt. Damals haben die Spanier mit den Ureinwohnern gruendlich aufgeraeumt, wie das halt so bei den Christen immer ueblich ist.
Zum Unterschied: ein hollaendischer Marodierer und christlicher Eroberer hatte das Pech, von den Guanchen gefangen genommen zu werden. Hat man ihn gefoltert, um seine Seele zu retten, wie das bei Christen so der Brauch ist?
Hat man ihn vom Leben zum Tode befördert, oder wenigstens lebenslänglich seiner Freiheit beraubt...?
Es wurde Recht ueber ihn gesprochen, und es traf ihn die volle Wucht vollig unverständiger Menschenfreundlichkeit: er musste versprechen, nie wieder die Insel zu betreten.
Sind halt welche von den unverstaendigen Heiden gewesen, denen das Leben weltweit heilig ist.

Bin jetzt in einem anderen Hotel. Hab es da besser: mit Sanitaerem im Zimmer integriert. Ausserdem spricht der Rezeptionist, ein hier angeschwemmter und unterbezahlter Schwarzafrikaner, Englisch. Hab ihm gesagt, dass er - falls er mit seiner Verzweckung fuer das Wohl anderer Leute herzlich unzufrieden ist, doch zu einem Pfaffen gehen soll. Der erklaert ihm dann den Sinn der fuer ihn schaedlichen Sache: das ist naemlich seit Hiob eine "Pruefung", wenn dir irgendein dir nicht, aber anderen,  dienlicher Zweck nicht einleuchten will.
Der hat mich ganz seltsam angeschaut!

10. Jan.
Der gestrige Regentag hat die Pfade in den Bergen gefaehrlich aufgeweicht.
Da bleiben wir mal lieber auf sicheren Wegen.

Mit dem Bus nach San Mateo und dann auf einem selbstausgesuchten Panoramaweg
zwischen zwei Barrancos runter, runter, runter..
bis zum „Jardin Canario“.
Nur die erste Haelfte der vier Stunden waren sehr zur Nachahmung zu empfehlen und der wildromantische botanische Garten selbstverstaendlich auch. Dazwischen aber nervige Zivilisation.
Es klart immer mehr auf. Morgen gehts ernsthaft in hoehere Lagen.
Wind und Sonne haben dann das Erdreich wieder verfestigt.

11. Jan.
Wie schon vorhergesagt...ist der Himmel heute leergefegt, und die schoenen Kanarenpalmen heben sich dekorativ vor dem fahlen Morgenhimmel ab.

Morgens mit dem Bus bis San Mateo, und ein bisschen Morgengymnastik bergrauf, bergrunter.
Dann den Samstagsmarkt besucht. Koestliche Erdbeeren aus Vallsequillo vernascht und Mandarinen aus Tejeda.
Dann rauf per Bus eine weitere Stunde nach Tejeda, worueber der Dichter Unamuno sagt, dass das eine Landschaft waere wie ein "versteinertes Gewitter".
Immerhin 14 Jahrmillionen blicken dich da aus den tief gestaffelten Felsenrücken an.

Meine Beine reden anders daher:
"Wir haben den Eindruck, dass die Berge von Jahr zu Jahr steiler werden."
"Ruhe da unten. Weitermachen!"
Undeutliches Gemurmel aus den unteren Etagen, das leicht als Gemaule verstanden werden kann.
Abends Gang durch die hiesigen Slums. Auf der Karte, die dir die Touristeninformation in die Hand drueckt, fehlt dieser Stadtteil gaenzlich. Da wohnen nur uninteressante Geduldete, die aber die Drecksarbeiten machen.

Woran merkt man ueberhaupt, dass man in den Slums ist?
An der ploetzlichen Zunahme der von Asiaten betriebenen Billigwarenshops. Und das sonstige Warenangebot duennt sich auf die absoluten basics aus.
Die Menschen dort sind ueberwiegend unfoermig und missmutig.
Keine Hunde mehr, die bloss Geld kosten. Und fuer Streuner gibt es hier sowieso nichts zu holen.
Die Buergersteige sind mit Autos zugeparkt. Polizei gibt es hier nur ausnahmsweise. Da man von ihr nichts zu erwarten hat, wird auch keine gerufen.
Je laenger du laufen musst, um auf einen normalen zivilisatorischen und kulturellen Reizpegel zu kommen, umso groesser ist das Slum gewesen.
Falls du hier Gott durch die Strassen laufen gesehen haben solltest, strebte er mit Sicherheit zu den Tafeln der Reichen, so sehr man auch an den Tischen hier betet: "Komm Herr Jesus, sei unser Gast....!"

Begrenzt wird das Slum von einer Militaerbasis, die sich durch zwei mit Glasscherben gespickte Mauern und eine breite Strasse (Glacis, freies Schussfeld!) vor den Aufstaenden schuetzt, die es nie geben wird. Die Weltanschauung der spanischen Sprache orientiert sich naemlich stark an der Objektivitaet. Der Arme (pobre) ist es (zu uebersetzen mit "ser") fuer immer, und nicht etwa nur voruebergehend (falsche Uebersetzung mit "estar")

 12. Jan.
Heute habe ich mich raufschaffen lassen auf das hoechste Dorf der Insel: Artenara.
Und dann begann die schoenste , herrlichste, kollossalste , riesigste, gigantischste Wanderung, die man hier auf den Inseln ueberhaupt machen kann:
Rueber zum Cruz de Tejada. 

Dass ich das noch erleben durfte! Und die Fuesse haben sich auch betragen.
Dann hatte ich mich aber im Wochentag verguckt, und der Bus fuhr gar nicht, beziehungsweise in erst zweieinhalb Stunden.

Ich also den Haaatsch auf Asphalt bergab angetreten. Mit den zahlreichen Autos, denen es da oben am Sonntag auch gut gefaellt.
Meinst Du, auch nur einer haette sich dafuer entschuldigt, dass er mir mit seinem Gestank und Gelaerme auf die Nerven geht?

Habe dann einen am Wege Stehenden wegen seinem schoenen Auto angequatscht, ob er mich denn ein Stueck nach unten mitnehmen koennte?
Konnte er.
Nach Arucas, mit einer sehenswerten neo-gotischen Kirche in schwarzem Vulkangestein. Einen Park hat es da auch, und eine Estation de Guaguas (Busstation), wo man sich nach Las Palmas fahren lassen kann.

Sowas von Glueck an einem einzigen Tag!

13. Ja.
Weil ich vor der Bewoelkung heute morgen Angst hatte, bin ich lieber unten geblieben, und habe den Barranco de Guayadeque (oder so aehnlich) rauf abgelaufen.
Also runter hat es mir besser gefallen.

Was mir die Galle hier hochtreibt ist , dass die Kirchen, die ich gerne besucht haette, auch wenn ich mit dem alten Herrn nichts am Hut habe, in schoener Regelmaessigkeit geschlossen sind.
Als Erklaerung eines Einheimischen bietet man mir an, dass sie hier einfach zu wenig Priester haetten! In Spanien!!!
Das laesst mich andererseits hoffen.

Mit gemischten Gefuehlen und auf dem Sprung zum Sonnenuntergang an der pomfortionoesen Strandpromenade. 

 Also da an der Promenade findet sich das gesamte Leben ein. Von den ganz Kleinen, die mit dem Sand was anfangen koennen, ueber die vor animalischer Lust platzenden Geschlechtsreifen, bis hin zu den Enttaeuschten, aber nach wie vor Begierigen, einander die Welt mit ernster Miene Erklaerenden … zieht da alles an mir vorbei.
Und jeder hat seinen Gott.

Ich glaube, die Erfinder des Hinduismus haben an einer Strandpromenade gesessen und festgestellt, dass es mindestens 3000 Goetter geben muss, halt so viele Einstellungen des moralischen Gemuets zur Freude an der Welt und ihrer Ablehnung.

14. Jan.
Eigentlich sollte etwas ganz anderes stattfinden.
Aber dann war in San Mateo kein fahrplanmaessig eigentlich vorgesehener Bus. Der naechste waere zweieinhalb Stunden spaeter gegangen.
Blick auf die Wanderkarte, und schon habe ich den Bus nach Lanzarote genommen. Den Ort dieses Namens gibt es hier  wirklich, nicht nur als üebernaechste Insel.
Die erste Stunde stolperte ich im Nebel zu Berge. Und dann kam die Sonne raus und machte die Kondensationstropfen an den Kanarienpinien und Bartflechten wie Brillanten glitzern. Ich war ueber einer Wolkendecke, die sich in die Ewigkeit erstreckte.
In die man haette laufen mögen.

Na und immer halt so weiter durch den kanarischen Freuhling, ach neee, Fruehling heisst der ja.
Die Natur streut mir Mandelblueten auf den Weg.
Und der Natternkopf blaut ins Gelb von grünen Pflanzen, deren Namen mir nichts sagen. Wozu auch? Ich will sie ja nicht verkaufen, oder als Politiker vor ihnen warnen.
Und das Schönste an den Sternen, unter denen man liegt und hinter denen man herläuft, ist sowieso, dass man sie nicht kaufen kann.


Mittwoch, 12. Februar 2014

Talkshow


Wer sich zu einer Talkshow einläden lässt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er zur Schau gestellt wird.
 
Die Einschaltquoten waren schon zu Zeiten der öffentlichen Hinrichtungen sehr hoch.

Stöckchen holen

Wenn so einer auf Aufmerksamkeit und Belohnung scharf ist und brav apportiert, sobald er den Beutetrieb ein bisschen getriggert kriegt, ohne dass da im Ernst von Beute die Rede sein könnte, dann schreibt er was im Feuilleton herbei.

Die Stöckchenwerfer hingegen findet man in den Werbungsabteilungen von Staat und Wirtschaft.

Ich pöbele hier nicht bloß Spaßes halber, sondern schon auch damit mein Abstand zur Arroganz des parlamentarischen Pöbels, der gekonnt die niedrigsten Instinkte seines souveränen Auftraggebers bedient, auch unmissverständlich groß genug bleibt.



„Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.“

Extrem unglaubwürdig. Wo sie doch davon leben.

Dienstag, 11. Februar 2014

„Sicherheitsinitiative“

Engagement war ehemals eine moralische Selbstverpflichtung zur Abweichung vom mainstream, der das gar nicht gerne sah.

Heute ist der mainstream angeblich für ein stärkeres Engagement bei der Ausbildung von Mordspezialisten in Afrika. 
 
Sicherheitsinitiative“, ein neues Wort für jeden angezettelten Kriegszug.

Rechte

Das sind die Pflichten, die andere gewissenhaft über uns ausüben.

Pflichten hingegen sind Rechtsansprüche, die andere über uns haben.
Nicht einklagbar. Also jederzeit kündbar.

Die ersten, die das im vollen Ernst kapierten, entdeckten sich als die guten Herren eines gut funktionierenden Sortierungssystems.

Die nicht zu ihnen gehören, fallen hingegen bloß durch ihr schlechtes Benehmen auf.

Knallharte Kritikfelder

Wer nichts gegen jene Sphäre zu erinnern hat, wo man sich mal eben einen Hartz IV-Satz auf die Diäten draufsetzt, und auch nicht gegen jene, die der Politik flüstert, dass es jetzt in die Ukraine und nach Mogadischu zu gehen hat, den sieht man sich und das Unbehagen, das einfach nicht weggehen will, knallhart im Feuilleton austoben.

Oder auch wahnsinnig kritisch die Sportschau kommentierend begleiten.



Montag, 10. Februar 2014

Fanatiker

Sind ehemalige grund- und bodenloselose Skeptiker, die endgültig die Schnauze voll von sich haben.

Der Gedanke ist so frei.

Der Gedanke geht ohne jede Methode freiweg.
Und wo auch immer er hingehen mag, irgendwie scheint er immer einem auf die Füße zu treten.

Wer ich bin?

Ich bin der Gedanke, den du soeben hattest, 
kurz bevor du dich doch lieber 
mit was Wichtigem beschäftigtest.

Sonntag, 9. Februar 2014

Feindbeobachtung

Abend für Abend hören und sehen wir von jungen Männern an Plätzen, die Front heißen, töten lehren und einander umbringen, anstatt ihre wirklichen Feinde dort, wo sie herkommen.

Autorität

Ein ernst zu nehmendes Hindernis für Leute, die das Lernen dem Belerntwerden (sic!) vorziehen.

Dreierlei Stellung zum Gedanken


Kleinbloggersheim hält die Realisierbarkeit eines Gedankens auf der Grundlage der vorgefunden Bedingungen für das Kriterium seiner Ernsthaftigkeit.


Diese verächtliche Stellung zum Gedanken unterscheidet Kleinbloggersheim doch sehr vom Verfassungsschutz.

Der hält nämlich die nachweisliche Nicht-Realisierbarkeit eines Gedankens innerhalb des gegebenen Bedingungsrahmens ganz umgekehrt für den Nachweis ernsthafter Gefährdungsversuche der Staatssicherheit.


So dass mancher Liebhaber schockierender Gedanken froh sein kann, dass die hierin letztlich entscheidende politische Klasse seiner Sorte Demokratie nicht noch schlechter ist, als sie sich ihm darstellt.