Montag, 15. Juni 2015

Empörung


Die moralische Indignation in Gesellschaftsdingen hat das Ungute an sich, den Macht habenden Akteuren zu unterstellen, sie hätten sich wissentlich und willentlich vergangen gegen die bekannten Selbstverständlichkeiten des Benimms.

Diese Sorte Kritik wundert sich völlig zu Unrecht darüber, dass man seit Jahrzehnten nicht auf sie hört: hat sie doch ihre eigene, sehr befriedigende Verewigung betrieben, indem sie - an allem Wissen über das Ist vorbei - ihre Vorschriften hinsichtlich eines defizitären Debets liturgisch litaneit.
Nicht an allem, wo der gern herbeizitierte Mensch dabei ist, ist er auch identisch mit dem Willen genau dazu. (Dieser Hiatus ist übrigens der ewige Anlass fürs moralische Räsonnement. Sein Thema: der Mensch als Abweichung von sich selbst.)

Wie man sieht, kann man sogar zur Schwerkraft beten, sie möge doch ihrer Obliegenheit nachkommen, sich aus Menschenfreundlichkeit mit der Fliehkraft zusammenzutun.

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