Samstag, 8. November 2014

Montreux

Ja Montreux!
Das ist was für uns Romantiker seit dem Ausgang des 18. Jhdts.
Da liegt der Genfer See so gemütsroh gleichmütig, wie nur jahrhunderttausendalte Seen herumliegen können, und fragt sich, was die ganze krause, sich hinter ihm aufbäumende Aufregung eigentlich soll.
Wohingegen dieses prächtige Felsgebirge der "Dents du Midi" die träge herumfläzende Dorftrulle Lac Leman nur mit Ingrimm gelten lässt.
Gut, dass die waagrechte Linie des jenseitigen Ufers die beiden voneinander trennt: Aufhebung und Spiegelung der Gegensätze unter einer blauen Unendlichkeit.
Ich denke, das war es, was den englischen Romantikern daran gefallen hat. Und dass irgendwo am linken Rande eben das Schloss Chillon Zeugnis ablegt von den Geschichten der Menschenwelt, die es ja auch noch gibt, in ihrer ganzen bizarren Nichtigkeit.
Später setzten sich dann die unvermeidlichen Reichen in ihren Villen und Grand Palace Hotels hier fest, denen zu Ohren kam, wie schön es hier sei.
Hat das aber zu der schönsten Riviera geführt, die ich kenne. Sieben Kilometer exotisch baumgrüne und blumenbunte Ufer- Promenade bis Vevey (das nicht als "Wehweh" auszusprechen ist, sondern als "Wöwäh")
Liegt da Sir Charlie Chaplin begraben, der vor der Kommunistenschnüffelei der Amerikaner geflohen ist, und hier in Europa die unamerikanischen Umtriebe seines Alters fortgesetzt hat. (Genauer: Der Nähe zum Kommunismus verdächtigt, wurde ihm nach einem Auslandsaufenthalt 1952 während der McCarthy-Ära die unmittelbare Rückkehr in die USA verweigert.) 
Kriegte ein hübsches Denkmal von den Einheimischen spendiert: den "Tramp" in Bronce.
Überhaupt diese Denkmälerei hier an der Promenade!
Der Bildungsbürger in mir jauchzt alle paar 100 Meter und schwelgt in Reminiszenzen an die Großen des Geistes, wozu nun mal nicht nur die Literaten, sondern auch die Musiker und Komponisten gehören, denen es hierherzukommen gefallen hat. Halt die ganze vermaledeite Rasselbande, die gegen die allgemeine Verschwörung der Dumpfheimer zusammenhält.
Nur der Nabokov hat mir in seinem rustikalen Outfit gar nicht gefallen wollen: Wadelschtrümpf´ am Feingeist! Eine Gemeinheit!

Na und wer unbedingt in die Berge will: mit der Zahnradstraßenbahn ist man ganz schnell in den "Rochers de Naye", zusammen mit den überwiegend Slawischsprachigen, und schaut sich das Ganze von oben an, oder tobt sich da oben ein bissl aus, ohne die Slawen, die lieber im Gipfelrestaurant rudeln.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen