Lieber
Freund,
darüber
gibt es so gar nicht Bemerkenswertes zu berichten.
In
diesen perfekten Ferienlandschaften macht man ausgedehnte
Spaziergänge, und damit hat sich´s. Und wer für seine Reiseziele warme werbenden Worte findet, der kann sich ja gleich bei der ZEIT oder der FAZ melden.
Trotzdem
fliege ich auch nächstes Jahr wieder da hin. Dann aber an die Ostküste. Von Pula rauf bis Opatja.
Hat
was Geruhsames.
Und
man ist als Tourist in den Händen von Fachleuten. Dieses Istrien
dürfte die erste und älteste Ferienlandschaft in Europa sein.
Keine
die Sicht verstellende Industrie. Außer einem bissl guten Wein auf Weingärten, die nicht zur Kulturwüste ausarten, und ausser den paar Olivenbäumen wird nur noch der Tourist kultiviert.
Der
aber schwört sich, schon allein wegen des dortigen Malvasierweins und
der am Straßenrand schmurgelnden Spanferkel, Hammel und Kälber am
Spieß wieder hinzupilgern.
Und
der Zurechtkultivierte promeniert dann halt brav durch die Vorsaison bei sanftem
warmem Aprilregen an der hübschen Küste entlang oder fährt in das nette
und liebliche Hinterland mit den alten Ortschaften, um sich Appetit
zu machen.
Ja doch, im Kamenjac-Nationalpark am Südzipfel der Halbinsel war ich schon auch. Wie alles andere: lieblich, nett, hübsch.
Nicht ebenso der Gemütsruhe zuträglich: die Gedenkstätte des Partisanen Aldo Negri am Limski-Fjord. Laut Text auf dem Stein ist er 1944 unter dem "Blei der Faschisten" gefallen und seine Kameraden verbürgen sich dafür. Die Version der italienischen Faschisten geht so: als er einsah, daß er in eine tödliche Falle geraten war, habe er sich selbst das Leben genommen.
Der Ort des Selbstmords weist 10 Meter neben dem Gedenkstein einen krautüberwucherten betonierten Bunker mit Sehschlitz auf !
Da
fällt mir doch noch was zu den Istriern ein:
Wusstest
Du eigentlich, dass es vormals gar viele und gutmütige Riesen gab?
Kaum
zu glauben. Ja wo sind denn die alle hin?
Da
gab es seinerzeit fiese kleine Menschen, die konnten die Riesen nicht leiden
und vergifteten alle, bis auf einen in jeder Stadt.
Mit
dem konnte man dann nach gusto umspringen.
So
einer war auch der
Veli
Jože,
der den Leuten immer hilfsbereit gegen den venezianischen Adel zur
Seite stand, und auch sonst gefällig zu Diensten bereit stand.
Weshalb
man ihn menschlicherseits erst gut fütterte, dann auf Diät
umstrukturierte, um schließlich im so erfolgreichen Klassenkampf auf
ein Hähnchen pro Tag umzurüsten. Für einen turmhohen Riesen!
Den Turm zu Motovun, den der Riese aus ohnmächtigem Zorn über diese unverdiente Demütigung ersatzweise geschüttelt und gewürgt haben soll, habe ich selbst gesehen: die zurückgebliebenen Risse im Mauerwerk sind mit starken Eisenklammern geflickt.
Du
lachst? Ich halte diesen historischen Bericht für so glaubwürdig wie alle andere Geschichtsschreibung.
Na
ja, der kroatische Dichter Nazor, der die Heldentaten des Veli
Jože
aufgeschrieben hat, kannte halt diese Saubande.
Seither
streift der Große Sepp frei, aber ohne bewegliche oder immobile Habe
durch die istrischen Wälder.
So
ist das nun mal mit diesem Windbeutel namens Geist.
Ort-
und zeitlos.